Worte, die Musik erklingen lassen

Dem französischen Autor Sylvain Prudhomme ist mit seinem Roman über eine Band aus Guinea-Bissau ein lebendiges Porträt des Alltags in dem westafrikanischen Staat gelungen.

Dulce ist tot. Für Couto aus Guinea-Bissau bricht ein Teil seines Lebens zusammen. Denn vor 30 Jahren war Dulce seine Geliebte und Sängerin der Band Super Mama Djombo, deren Gitarrist er noch heute ist. Damals feierten sie ihre größten Erfolge. Ihre Konzerte waren ausverkauft, nicht nur in ihrem Heimatland Guinea-Bissau sondern weltweit, und sie nahmen Platten in Portugal auf. In der Gegenwart von Sylvain Prudhommes Roman existiert die Band zwar noch, doch die Musiker von einst sind gealtert. Einige sind ausgewandert, andere sind neu hinzugekommen. Dulce selbst heiratete vor langer Zeit einen General und verließ daraufhin nicht nur Couto, sondern die ganze Gruppe.

Für den Abend des Tages, an dem sie von Dulces Tod erfahren, haben die Bandmitglieder ein Konzert geplant. Nun soll es ein Abschiedskonzert für sie werden. Obwohl ihr Mann, der General, just für diesen Abend einen Putsch geplant hat, wie Couto von Eingeweihten erfährt, ist sich die Band einig, dass sie spielen werden. „Wir müssen das verdammt heißeste Konzert geben, das die Leute in ihrem ganzen Leben gesehen haben“, sagt Couto. Er weiß, dass er dabei der König sein wird. „Dulces Tod würde auch ihn aus dem Schatten treten lassen. Es war seine Stunde. Auch wenn dreißig Jahre vergangen sein mochten: Dulces Witwer, der echte, war er.“

Bevor das Konzert beginnt, treibt Couto durch die Straßen der Hauptstadt Bissau, von Bar zu Bar, von Freund zu Freund. Dreißig Jahre seines Lebens ziehen an ihm vorüber: Bilder von Dulce und wie sie in Trance versunken singt, triumphale Konzerte, Sauftouren in Europa und Einsätze im Befreiungskampf gegen die Portugiesen. Couto kämpfte unter dem General, Dulces späterem Ehemann, im Widerstand. Längst aber stehen Couto und der General auf unterschiedlichen Seiten, die Band schrieb etliche  Lieder gegen die korrupten „Fresssäcke“. Das wird an diesem Abend einmal mehr deutlich: Während der eine einen Staatsstreich beginnt, spielt der andere das Konzert seines Lebens.

Der französische Autor, der seine Kindheit in Kamerun, Burundi, Mauritius und im Niger verbrachte, hat eine schöne, leicht zu lesende Geschichte geschrieben. Prudhomme spiegelt die Stimmung und das Lebensgefühl in Bissau beeindruckend wider und schildert die Szenen so detailliert, dass man die Orte im Geiste sehen, riechen und fühlen kann. Vor allem die Musik beschreibt Prudhomme so lebendig, dass man sie beim Lesen geradezu hört. Da der Autor jedoch öfter mal abrupt von Erinnerungssequenzen in die Gegenwart springt, müssen seine Leser aufpassen, dass sie nicht den Überblick verlieren. Zudem spickt Prudhomme seinen Roman mit vielen Fremdwörtern, meist Kreol, was wahrscheinlich authentisch wirken soll, den  Lesefluss aber manchmal eher stört. Die Band Super Mama Djombo existiert wirklich, Prudhomme hat viele ihrer  Mitglieder in Guinea-Bissau und im Ausland getroffen. Couto, Dulce und die Handlung sind allerdings frei erfunden.

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