Unterstützung von außen reicht nicht

Die Organisationsberaterin Gabriele Beckmann untersucht in ihrer Dissertation Frauenorganisationen in Bolivien und zeigt daran einmal mehr, dass eine Verankerung in der Basis wichtiger ist als Fördermittel. Das ist interessant, aber nicht originell.

Entwicklungszusammenarbeit, das ist allgemein Konsens, soll der Zielgruppe so wirksam auf die Beine helfen, dass sie künftig keine Unterstützung mehr braucht. Dass das oft nicht gelingt, ist ebenfalls bekannt. Die Autorin hat in afrikanischen Staaten und in der bolivianischen Tieflandprovinz Velasco als Organisationsberaterin mit örtlichen Non-Profit-Organisationen gearbeitet. Sie weiß, wovon sie spricht, wenn sie sagt, dass „gerade die Organisationen, die nur sporadisch Beratung erhalten hatten und geringfügige Fördermittel erhielten“, in der Lage waren, diese Mittel so zu verwenden, dass sie den Organisationen und ihren Mitgliedern dienlich waren.

Aus diesem Grund wirft sie, wie schon etliche Entwicklungsforscher vor ihr, die Frage auf: „Sind externe Förderung und Beratung irrelevant oder sogar kontraproduktiv für die Kooperation mit lokalen Non-Profit-Organisationen?“ Schließlich sind, wie Beckmann an Beispielen zeigt, einzelne Indígena-Organisationen trotz langjähriger Förderung vor Ort noch immer wenig in der Bevölkerung verankert und mit ihren Anliegen präsent. Andere, die weniger extern gefördert werden und sich mehr auf ihre eigenen Mittel verlassen, scheinen praktisch mehr zu bewirken.

Die Autorin hat zwei Frauenorganisationen, zwei Indígena-Organisationen und die Vereinigung kollektiver Arbeitsgruppen MINGA untersucht. Davon zeigen sich die Frauenorganisation Amé Tauná und die Indigenenorganisation CCISM in der Region als relativ krisenbeständige und von ihren Mitgliedern getragene Vereinigungen, „in denen die Menschen auch aus dieser Region durchaus zu dauerhafter Kooperation in formalen Organisationen fähig sind“. Es zeigt sich – Überraschung!, – dass ausgerechnet jene Organisationen erfolgreich sind und gegenüber Behörden und lokalen Machtgruppen ihre Interessen durchsetzen können, die die größte Unterstützung ihrer Basis genießen – und nicht jene, die am meisten Förderung erhalten. Am Beispiel des Landrechtsprojekts von MINGA weist Beckmann nach, dass das traditionelle Patronageverhältnis, bei dem die Loyalität zu einem väterlichen Arbeitgeber noch immer stark ist, durch Empowerment-Bemühungen nur bedingt aufgebrochen werden kann. Der Patrón kann durch Bevorzugung der einen oder anderen Person die Solidarität innerhalb der Gruppe untergraben. Lokale Akteure wissen das und verhalten sich entsprechend.

Beckmann kommt zu dem wenig überraschenden Schluss, dass die Hoffnung der Entwicklungszusammenarbeit, die Welt mit Hilfe von Basisorganisationen zu verändern, nicht immer erfüllt wird. Das liege nicht zuletzt daran, dass die westliche Organisationslogik oft „nicht mit der von der Organisation verfolgten Strategie operativ in Einklang zu bringen“ sei. Inwieweit westliche Organisationsentwicklerinnen da überhaupt nützlich sein können, bleibt offen.

Die Wissenschaftlerin spricht mit ihrer Studie ein grundsätzliches, wenn auch nicht neues Problem der Entwicklungspolitik an. Allerdings könnte, wie es bei wissenschaftlichen Arbeiten meist der Fall ist, das Gesagte ohne Substanzverlust auf knapperem Platz untergebracht werden. Leserinnen und Leser, die keine echten Spezialisten für das bolivianische Tiefland sind, sind mit der Einleitung und den Schlussfolgerungen bestens bedient.
 

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