Der preisgekrönte Spielfilm des franko-senegalesischen Regisseurs Alain Gomis erzählt von einer Sängerin in Kinshasa, die aufopferungsvoll für ihren verletzten Sohn kämpft. Begleitet wird das Frauenporträt von kräftigen Rhythmen und melancholischen Melodien.
Die stolze Sängerin Félicité arbeitet in einer Bar in Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo. Wenn sie ihre Lieder singt, lassen sich die Gäste gerne vom Rhythmus der oft melancholischen Melodien anstecken. Auch Félicité scheint auf der Bühne die Welt um sich herum zu vergessen. Doch dann wird ihr 14-jähriger Sohn Samo bei einem Motorradunfall schwer verletzt und mit einem offenen Knochenbruch ins Krankenhaus gebracht. Die Ärzte wollen erst operieren, wenn die Mutter das Geld für den teuren Eingriff und die Medikamente vorab zahlt.
Verzweifelt versucht Félicité, das Geld zusammenzubekommen. Sie bittet um Spenden, treibt ausstehende Gagen und Schulden ein und streift dafür hektisch durch ärmliche Straßen und wohlhabende Stadtviertel. Doch die Rennerei ist am Ende vergebens: Als sie mit dem erforderlichen Geld in der Klinik eintrifft, erfährt sie, dass die Ärzte in einer Notoperation den linken Unterschenkel amputieren mussten, um Samos Leben zu retten.
Tatkräfte Hilfe erhält die Sängerin vor allem vom stämmigen Tabu, einem trinkfreudigen Hallodri und Stammgast ihrer Bar, der wiederholt versucht, ihren defekten Kühlschrank zu reparieren. Er ist es auch, der Samo aus der Klinik in Félicités Wohnung trägt. Und als der resignierte Junge nicht wieder ins Leben zurückfindet, ist es ausgerechnet der Schwerenöter, der ihn aus der Reserve lockt.
Wie viele Filmproduktionen afrikanischer oder afrikanischstämmiger Filmemacher entstand auch „Félicité“ nur dank westlicher Finanzhilfe. In diesem Fall taten sich Geldgeber aus Frankreich, Senegal, Belgien, Deutschland und dem Libanon zusammen, um den vierten langen Spielfilm von Alain Gomis zu finanzieren. 1972 in Paris geboren, studierte der Regisseur mit Wurzeln in Senegal und Guinea-Bissau an der Sorbonne Kunstgeschichte und Film, ehe er mit „L‘Afrance“, einem Filmdrama über Migranten in Frankreich, 2002 sein Langfilmdebüt gab.
In „ Félicité“ versteht Gomis es bereits in den Anfangsszenen, das afrikanische Lebensgefühl einzufangen. Sobald die Sängerin mit dem besonderen Timbre in der Stimme loslegt, nimmt sie die Zuhörer gefangen, regt einige von ihnen zum Tanzen an und verbreitet in der kleinen Bar eine entspannte Stimmung. Die kongolesische Theaterschauspielerin Véro Tshanda Beya verkörpert die stolze Künstlerin, deren ausdrucksstarkes Gesicht auf eine gehörige Portion Lebenserfahrung schließen lässt, mit einer enormen Leinwandpräsenz. Unterstützt wird sie von den vorwärtstreibenden Rhythmen der multiethnischen Band The Kasai Allstars. Als musikalischen Kontrapunkt setzt die Regie wiederholt Sequenzen eines afrikanischen Orchesters entgegen, das in einem Zelt Stücke des estnischen Komponisten Arvo Pärt aufführt.
Dass die tragische Wendung nicht nur Samo, sondern auch Félicité aus der Bahn wirft, zeigt sich vor allem in der zweiten Filmhälfte, in der die Heldin mehrmals wie eine Schlafwandlerin durch die Wälder streift. Gomis verwischt hier gezielt die Grenzen zwischen Phantasie, Traum und Realität. Für einige Längen, die sich im Zuge der ausfasernden Erzählung einstellen, entschädigen surreale Bildeinfälle, etwa wenn Félicité in der Bar Besuch von einem Okapi bekommt und dieses liebevoll streichelt.
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