Das neue Manifest des Club of Rome sieht für die großen Wirtschaftsnationen nur eine Lösung, um ihrer wirtschafts-, sozial- und umweltpolitischen Sackgasse zu entkommen: einen starken, regulierenden Staat.
Die erste Hälfte des Buches beschreibt den Ist-Zustand unseres Planeten und seiner Gesellschaften: Automatisierung, steigende Arbeitslosigkeit und Ungleichheit, alternde Bevölkerung, Ressourcenerschöpfung, Klimawandel, Artensterben, Grenzen der Produktivitätssteigerung und des Konsums. Die Autoren schreiben kurzweilig und veranschaulichen ihre Informationen durch Tabellen, Boxen und Abbildungen.
Teil zwei widmet sich möglichen Auswegen aus dem Dilemma. Hier präsentieren die Autoren „dreizehn leicht realisierbare Maßnahmen gegen Arbeitslosigkeit, Ungleichheit und Erderwärmung“. Schritt für Schritt sollen sie über Jahrzehnte das allgemeine Wohlergehen in der reichen Welt und im globalen Süden steigern. So müsse zunächst die Jahresarbeitszeit der Menschen verkürzt werden, etwa durch zwei Tage mehr Urlaub, um durch weniger Produktion und geringeren Ressourcenverbrauch die Vergrößerung des ökologischen Fußabdrucks eines jeden zu verlangsamen und so Arbeit und Einkommen gerechter zu verteilen. Gleichzeitig solle zugunsten demographischer Nachhaltigkeit und gegen Altersarmut der Renteneintritt nach hinten verschoben werden. Das Arbeitslosengeld müsse erhöht, durch Umverteilung und eine nachhaltige Steuerpolitik Ungleichheit abgebaut, bezahlte Arbeit neu definiert und beispielsweise häusliche Pflege bezahlt werden.
Das Geld für derlei Reformen lässt sich, so die Autoren, durch höhere Steuern auf Erbschaften und auf den Rohstoffverbrauch von Unternehmen auftreiben – bei gleichzeitig geringerer Besteuerung der Arbeit, um Arbeitsplätze zu erhalten. Höhere Steuern für Unternehmen und „Reiche“ sollen auch dafür sorgen, dass Gewinne aus der Automatisierung gerecht (um)verteilt werden; Steuern auf fossile Brennstoffe beschleunigen den Wechsel zu erneuerbaren Energien. Um grüne Konjunkturpakete zur Reinigung von Luft und Wasser zu finanzieren, soll mehr Geld gedruckt werden.
Auch an anderen Stellen sehen die Autoren den Staat gefragt: Bei der Geburtenkontrolle durch eine Prämie an Frauen, die nur ein Kind großziehen, bei der Einführung eines existenzsichernden Grundeinkommens sowie bei einer Einschränkung des Freihandels, um Arbeitsplätze zu schützen und den Klimawandel einzudämmen, wenn neue Zölle die Herstellung kohlenstoffintensiver Produkte wie billiges Plastikspielzeug einschränken.
Ganz anders beurteilen Randers und Maxton die Lage in den Entwicklungsländern. Hier brauche es auch weiter herkömmliches Wirtschaftswachstum, um Arbeitsplätze zu schaffen und die Bedürfnisse der wachsenden Bevölkerung zu befriedigen. Um den Lebensstandard zu erhöhen, müssten dort die Wirtschaftsleistung pro Kopf gesteigert und der Erlös gleichmäßig verteilt werden. Zugleich müssten erneuerbare Energien ausgebaut und die landwirtschaftliche Produktion erhöht werden, damit mehr Menschen im Dienstleistungssektor und der industriellen Fertigung arbeiten könnten. Doch dafür brauche es einen starken Staat, Beispiel China, und eine Abkehr vom rein marktradikalen Denken.
Viele dieser Vorschläge sind nicht neu. Neu ist die Mixtur des Cocktails, interessant die Suche nach Maßnahmen, die umsetzbar sind, weil sie vielen Menschen Vorteile brächten. Doch sicher treffen die Rezepte auf starken Widerstand der Wirtschaft, die ebenso wie reiche Erben zur Kasse gebeten werden soll. Manche der Vorschläge sind sicher umsetzbar, der Cocktail scheint in sich stimmig. Doch die Frage ist, ob die Kombipackung wirklich eine bessere, gerechtere und auch gesündere Welt schaffen kann. Wir sollten es angesichts des Ist-Zustandes unseres Planeten zumindest in Erwägung ziehen.
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