Die weibliche Handschrift in Friedensverträgen

Die Politikwissenschaftlerin Miriam Anderson beschreibt, wie Frauenrechtsaktivistinnen die UN-Resolution 1325 zu Frauen, Sicherheit und Frieden nutzen und Friedensverhandlungen beeinflussen. Das Buch, das auf einer Dissertation beruht, ist verständlich und als Einstieg nützlich.

Miriam Anderson stellt in acht Kapiteln allgemeine Aspekte zu Friedensverhandlungen und drei Fallbeispiele vor: Burundi, Nordirland und Mazedonien. Abschließend listet sie tabellarisch 195 Friedensverträge auf, die weltweit zwischen 1975 und 2011 geschlossen worden sind. Eine zweite Tabelle zeigt, ob und wie sich frauenrelevante Inhalte auf die Nachkriegszeit, auf mittelfristige Ziele oder politische, wirtschaftliche und soziale Rechte beziehen.

Laut Anderson enthalten 55 und damit etwas mehr als ein Viertel der Verträge mindestens einen Hinweis auf Frauenrechte. Die Aufarbeitung der geschlechtsspezifischen Kriegsgewalt werde dabei ebenso wie eine größere politische Teilhabe von Frauen vertraglich festgeschrieben. Schließlich sind dies auch wesentliche Bestandteile der UN-Resolution 1325 und ihrer Nachfolgeresolutionen. Sie wollen Kriegsgewalt gegen Frauen ächten, Täter bestrafen und Friedensstifterinnen stärken. Einzelne Friedensverträge nennen zudem Reformen des Wahl- und Erbrechts. Dabei beziehen sie sich auf internationale Frauenrechtsnormen.

Daraus zieht die Politologin das Fazit, dass die völkerrechtliche Ausrichtung der Inhalte von Friedensverträgen vor allem durch die Beteiligung örtlicher, aber international erfahrener Friedenaktivistinnen an den Verhandlungen bedingt sei. Im Vergleich der Friedensverhandlungen in Burundi, Nordirland und Mazedonien schlussfolgert sie: Je länger ein bewaffneter Konflikt andauert, desto wahrscheinlicher wird es, dass Frauen ihre Ziele in die Vertragstexte einbringen.

Inwieweit sich die Kriegserfahrungen von Frauen unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen und Konfliktparteien auf einen Friedensvertrag auswirken, bleibt vage. Die Autorin betont dazu lediglich, wie wichtig es sei, dass Frauen am Verhandlungstisch einig und nicht untereinander zerstritten seien.
Das Buch ist als Einstiegslektüre in das Thema nützlich. Für die Vertiefung hätte man sich weniger inhaltliche Wiederholungen, eine größere analytische Tiefenschärfe und eine sinnvolle Auswahl wichtiger weiterführender Studien gewünscht.

 

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