Reiseführer erwähnen es gern: Auf der indonesischen Insel Sumbawa werden traditionell Ponyrennen abgehalten – mit extrem jungen Jockeys. Der Bildband des Fotojournalisten Romi Perbawa zeigt, was das für die Kinder und ihre Familien bedeutet.
Der Junge auf dem Schwarzweißbild trägt einen hellen Baumwollanzug, in Aem er ebenso gut schlafen könnte: Ein freundlich blickender Löwe und ein Flugzeug zieren das Oberteil. Bis auf die Socken ist er barfuß. Allein die beiden Gerten, die der Kleine in der Hand hält, und der locker sitzende Helm deuten darauf hin, dass er etwas anders vorhat: Er ist kurz davor, sich auf einen Ponyrücken zu werfen und das Tier in rasender Geschwindigkeit über eine Rennstrecke zu treiben.
Sobald auf der indonesischen Insel Sumbawa der Reis geerntet ist, beginnt die Zeit der Ponyrennen. Es ist auch die Zeit der Kinderjockeys, die – manchmal erst fünf oder sechs Jahre alt – meist ohne Schutzbekleidung, Zügel oder Sattel alles dafür geben, so schnell wie möglich zum Ziel zu preschen.
Der in Java geborene Fotojournalist Romi Perbawa hat die Jungen von 2010 bis 2014 bei ihren Einsätzen begleitet. Er setzt ganz auf die Kraft der Bilder. Sie zeigen stolze Kindergesichter, die vor unbändigem Lebensmut strotzen, aber auch angsterfüllte Augen vor einem Rennen, schmerzverzerrte Münder nach einem Sturz oder kleine Jungen, die nach einem erschöpfenden Tag in tiefen Schlaf gesunken sind.
Werden sie einer Tradition der Erwachsenen geopfert – ohne Rücksicht auf Verluste? Etwa darauf, dass die jungen Jockeys zahlreiche Schultage verpassen oder sich schwer verletzen können? Die Fotos von Eltern, die um ihren verunglückten Sohn trauern und das Bild seines Grabes weisen darauf hin. Auf anderen Fotos hingegen betrachten Kinder die Welt stolz vom Rücken des Pferdes aus, kümmern sich liebevoll um ihr Tier oder zählen zufrieden Geldscheine. Sie wirken ebenso stark wie zerbrechlich, und da die Bilder weitgehend ohne Kommentierung bleiben, überlässt Romi Perbawa das Urteil dem Betrachter.
Für seinen photographischen Essay hat sich der 1971 geborene Romi Perbawa viel Zeit genommen, um mit den Menschen vor Ort vertraut zu werden. Anhand seiner bewegenden Bilder lässt sich verfolgen, wie der Rennsport die kleinen Jockeys prägt und wie sie ihm – aus welchen Gründen auch immer – ihre Kindheit opfern. Ob es das wert ist, darüber verliert Romi Perbawa kein Wort. Aber seine Fotos lassen starke Zweifel aufkommen.
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