Ein Konzert für die Freiheit

Nach dem Atomvertrag von Wien ist der Iran auf die Weltbühne zurückgekehrt. Wie das Regime noch immer die Menschenrechte beschränkt und wie repressiv es vor allem gegen Frauen vorgeht, zeigt der iranische Filmemacher Ayat Najafi in seinem Dokumentarfilm „No Land’s Song“. Filmstart ist der 10. März.

Bereits in seiner ersten langen Dokumentation „Football Under Cover“ hat sich der 1976 in Teheran geborene Theater- und Filmregisseur nachdrücklich für die unterdrückten Frauen in seinem Heimatland eingesetzt. Damals hielt er das erste öffentliche Frauenfußballspiel in einem iranischen Stadion seit der sogenannten Islamischen Revolution von 1979 fest. In seinem neuen Werk begleitet er nun seine Schwester Sara über zweieinhalb Jahre bei ihren Anstrengungen, in Teheran ein Konzert mit Solo-Sängerinnen auf die Beine zu stellen. Seit 1979 ist es Frauen im Iran verboten, öffentlich Solo zu singen, zumindest vor männlichen Zuhörern. Denn die weibliche Stimme könnte die Männer ja sexuell erregen.

Sara, die erste Frau, die im Iran ein Diplom in Komposition erhielt, findet sich mit dem Verbot nicht ab. Sie tut sich mit den Sängerinnen Parvin Namazi und Sayeh Sodeyfi zusammen und spricht beim zuständigen Ministerium für Kultur und islamische Führung vor. Doch bei den heimlich aufgezeichneten Gesprächen, die im Film über schwarzen Bildern zu hören sind, handelt sie sich nur Absagen ein. Die gewiefte Musikerin findet einen Ausweg, indem sie die französischen Sängerinnen Elise Caron und Jeanne Cherhal sowie deren tunesische Kollegin Emel Mathlouthi für einen kulturellen Brückenschlag zwischen Paris und Teheran gewinnt. Viele Hindernisse und Rückschläge gilt es zu überwinden, bis die Aktivistinnen die bürokratischen und ideologischen Widerstände überwunden haben und mit Instrumentalisten aus beiden Ländern am 19. September 2013 endlich in Teheran auftreten dürfen – unter großem Beifall.

Die Stimme erheben trotz Verbot

„Wir wollen die weibliche Stimme wieder beleben“, verkündet Sara Najafi gleich zu Beginn des Films auf der Bühne, so dass die Zuschauer von Anfang an wissen, dass der Kampf siegreich ausgeht. Gleichwohl wird der Film nie langweilig, dafür sorgt schon die schier unerschöpfliche Energie der leidenschaftlichen Protagonistin. Und die vielen kraftvoll vorgetragenen Lieder und Melodien, die iranische Künstler zwischen den zwanziger Jahren und der Gegenwart komponiert haben.

Die Regie protokolliert nicht nur die Stationen des langwierigen Kulturprojekts, sondern macht auch die Hintergründe der Zensur im Iran anschaulich, schildert das Engagement der Sängerinnen und Musiker, für die das öffentliche Vortragen ihrer Kunst eine Art Lebenselixier darstellt. In gelegentlichen Exkursen erläutert Najafi, der heute in Berlin lebt, die Geschichte der iranischen Musik vor 1979. Alte Schwarzweiß-Filmsequenzen und Fotos lassen die legendären Auftritte der Sängerinnen Qamar, die 1924 mit einem öffentlichen Konzert in einem Teheraner Hotel Pionierarbeit leistete, und Delkash, die 1960 sogar vom Alkoholtrinken und der Lust sang, Revue passieren. Die Kamera begleitet Sara zeitweise zu den Schauplätzen der damaligen Konzerte, die heute als Kabellager dienen oder völlig verfallen sind.

Insgesamt ein packender Film über die Macht der Musik, der Mut macht, die Stimme zu erheben, auch wenn das verboten ist. Auf seiner langen Festivaltournee hat das Werk etliche Preise gewonnen, darunter den Publikumspreis und den Preis für den besten Dokumentarfilm auf dem Montréal World Film Festival, den Preis der Jugendjury auf dem Dok Leipzig und den Nestor Almendros Preis auf dem Human Rights Watch Film Festival in New York.

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