Migranten, die in ihre afrikanischen Heimatländer zurückkehren, zählen dort zu den großen Hoffnungsträgern für Entwicklung. Lisa Akesson und Maria Eriksson Baaz zeichnen in ihrem Sammelband ein weit weniger rosiges Bild.
Auf jungen, gut ausgebildeten Frauen und Männern aus Afrika, die eine Zeitlang in Europa oder den USA gelebt und gearbeitet haben, ruhen bei einer Rückkehr in ihre Heimat große Erwartungen. Denn sie bringen, so die Annahme, Geld, Erfahrung, Wissen, Fertigkeiten und Kontakte mit. So können sie Unternehmen gründen, Arbeitsplätze schaffen und sich politisch und sozial engagieren. Kurz: Sie sollen die Entwicklung ihres Herkunftslandes beflügeln.
Lisa Akesson und Maria Eriksson Baaz stellen dieser verbreiteten Ansicht einen differenzierten Blick auf die Wirklichkeit gegenüber. Fallstudien aus Somaliland, Ghana, dem Senegal, Burundi, den Kapverden, der Demokratischen Republik Kongo und dem Südsudan zeigen, dass es so einfach nicht ist. Denn die, die geblieben sind, nehmen die Rückkehrer nicht immer freundlich auf. Sie betrachten sie in manchen Fällen sogar als Drückeberger und wollen sich schon gar nicht von ihnen „entwickeln“ lassen.
Zudem lauern zahlreiche Fallstricke bei dem Versuch, die Erfahrung für den Einzelnen und die Gesellschaft in etwas Nützliches zu verwandeln: Umständliche bürokratische Verfahren behindern Investitionen und Geschäftsgründungen; entscheidend für den unternehmerischen Erfolg ist der Zugang zu einflussreichen Kreisen – am besten, man kennt einen Minister. Persönliche Beziehungen und kleine Gefälligkeiten seien die Voraussetzungen, um auf dem Markt zu bestehen, schreibt Baaz in ihrer Studie über den Kongo. Es sei eine Illusion zu glauben, dass Rückkehrer ihre Geschäfte sauberer abwickelten als die zu Hause gebliebenen Landsleute. Die Befunde wiederholen sich bei den anderen untersuchten Ländern.
Einen Kontrapunkt setzt Katarzyna Grabksa mit ihrem Kapitel über die Rückkehr von jungen Frauen, die im Zuge des Bürgerkriegs vertrieben worden waren, in den Südsudan. Sie wurden durchaus als „Agentinnen des Wandels“ mit neuem Wissen und neuen Erfahrungen wahrgenommen. Zugleich seien ihre Versuche, mehr Freiheit und Gleichberechtigung zu erreichen, als bedrohlich angesehen worden. Dennoch: Vertreibung bedeute nicht nur einen Verlust, sondern auch eine Chance, soziale Normen zwischen Rückkehrerinnen und Daheimgebliebenen neu auszuhandeln.
Der Sammelband räumt mit vielen gängigen (Vor)urteilen über Migration und Entwicklung auf und lässt die Schwierigkeiten, mit denen Rückkehrer konfrontiert sind, anhand zahlreicher Interviews und Geschichten lebendig werden. Das schmälert ihren Beitrag zum wirtschaftlichen und sozialen Aufschwung in ihrer Heimat nicht. Der nüchterne Blick täte aber manchen Regierungen gut, wenn sie die eigene Verantwortung auf die Schultern von Migranten abwälzen wollen.
Neuen Kommentar hinzufügen