Walter Eberlei (Hg.)
Zivilgesellschaft in Subsahara Afrika
Springer Verlag, Wiesbaden 2014, 250 Seiten, 39,99 Euro
Bei politischen Veränderungen in afrikanischen Ländern spielen Organisationen der Zivilgesellschaft eine zentrale Rolle. Der Düsseldorfer Politikwissenschaftler Walter Eberlei untersucht ihre Handlungsspielräume und -grenzen.
Eberlei erläutert zunächst die Faktoren, die zivilgesellschaftliche Arbeit beeinflussen. Dazu zählen rechtliche Rahmenbedingungen, politische Strukturen und Machtkonstellationen, Vernetzung, Presse- und Meinungsfreiheit sowie der Einfluss internationaler Geber. Er reflektiert über die Wirkungen zivilgesellschaftlichen Engagements und mahnt zu differenzierten Betrachtungen. Einerseits bieten die Initiativen Ansatzpunkte zum Vorgehen gegen Wahlmanipulationen oder für Gesetzesreformen, andererseits verbessern solche Errungenschaften nicht direkt die Lebensbedingungen der Menschen.
Darauf aufbauend analysieren neun Autorinnen und Autoren die Länder Sambia, Mosambik, Tansania, Äthiopien, Ghana und Senegal. Inhaltlich spannen ihre Studien einen breiten Bogen, der von Vorzeigeländern für Demokratisierung wie Ghana und Senegal über das Nachkriegsland Mosambik bis hin zum repressiven Äthiopien reicht. Das Spektrum wird mit einem Überblicksartikel zu Frauenrechten in Westafrika ergänzt. Neben deutschen Länderexperten kommen afrikanische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu Wort.
In allen Länderstudien wird detailliert erläutert, wie die Zivilgesellschaft auf die Politik Einfluss genommen hat. Zeitliche Längsschnitte verleihen ihnen eine analytische Tiefenschärfe. Trotz ihrer Anerkennung für zivilgesellschaftliches Engagement weisen die Autorinnen und Autoren auf Strukturprobleme und Konflikte hin, etwa die Heterogenität vieler Organisationen sowie ihre Abhängigkeit von internationaler Entwicklungshilfe.
Daraus legen repressive Regime wie das äthiopische zivilgesellschaftlichen Gruppen Fallstricke, rigide Gesetze erschweren deren Arbeit, Inhaftierungen und Gewaltandrohungen schüchtern Aktivisten ein. Auch in freieren Ländern wie in Sambia versuchten Regierungen wiederholt, zivilgesellschaftliche Initiativen zu kontrollieren oder zu spalten. Oft wird ihnen unterstellt, mit der Opposition zu paktieren. Das lesenswerte Buch motiviert zum Vergleich der verschiedenen Fallbeispiele, die belegen: Wenn Oppositionsparteien schwach sind, ist die politische Beobachterrolle von zivilgesellschaftlichen Gruppen wichtig für die Demokratisierung. (Rita Schäfer)
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