M. Moustapha Diallo (Hg.)
Visionäre Afrikas. Der Kontinent in ungewöhnlichen Porträts
Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2014
366 Seiten, 29,90 Euro
Dies ist ein ungewöhnliches Buch: 40 afrikanische Autoren und Autorinnen porträtieren selbst gewählte afrikanischen Persönlichkeiten aus Gegenwart und Vergangenheit. So entsteht ein Kaleidoskop vielfältiger Lebenswege.
Der Herausgeber Moustapha Diallo ist ein Publizist und Wissenschaftler aus dem Senegal, der in Deutschland lebt. Alle Autoren und Autorinnen des Bandes haben sich als Schriftsteller bereits einen Namen gemacht. Das Besondere an dem Konzept des Buches – die Autoren haben die Protagonisten ihrer Porträts selbst gewählt – führt zu einer zufälligen Auswahl, die aber gewollt ist. Auf diese Weise werden Menschen in den Vordergrund gestellt, die aus afrikanischer Sicht Bemerkenswertes geleistet haben. Das verleiht der Auswahl eine selten erreichte Authentizität.
Die Abfolge der Texte macht den Leser mit Menschen aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Tätigkeitsfeldern bekannt: Musik, Kunst, Literatur, Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Frauenrechte, Umweltschutz, antikolonialer Widerstand, aber auch Auflehnung gegen nachkoloniale staatliche Willkür. Es ist ein Lesebuch im besten Sinn des Wortes, das man immer wieder aufschlagen kann, um Einblicke in neue spannende Facetten der Lebenswelt Afrikas zu gewinnen. Für alle an Afrika Interessierte wird es eine Quelle vielfältiger Neuentdeckungen sein – und Afrikakenner werden Personen kennenlernen, die ihnen bis dahin unbekannt waren.
Neben international bekannten Afrikanerinnen und Afrikanern stehen „Helden des Alltags“. Zu Ersteren zählen etwa Fela Kuti, Musiker, Erfinder des Afrobeat und politischer Rebell in Nigeria sowie Wangari Maathai aus Kenia, die gegen Widerstände für Frauenrechte und den Schutz der Umwelt eintrat und mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Zu Letzteren gehören Youssouf Tchatchédré aus Togo, der nach Abschluss seines Studiums in sein Dorf zurückkehrt und mit seinen Projekten Kinder und Jugendliche fördert, sowie Sophia Kawawa, Mutter und in der tansanischen Frauenbewegung aktiv, die über Jahre für bessere Bildungschancen für Frauen eintrat.
Auch an historische Personen wird erinnert, etwa an Yennenga, Königstochter und Amazone, deren Leben im frühen Mittelalter zum Gründungsmythos des Mossi-Volkes in Burkina Faso gehört. Es ist unmöglich, allen Beiträgen hier gerecht zu werden. Jedes Porträt eröffnet ein neues Fenster zu einem weiteren Aspekt der vielfältigen gesellschaftlichen Realitäten Afrikas. Nur die eigene Lektüre kann die Vielfalt in ihrer Gesamtheit erschließen. Diesem informativen und lehrreichen Band sind viele Leserinnen und Leser zu wünschen.
Peter Meyns
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