Ryad Assani-Razaki
Iman
Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2014, 320 Seiten, 22,90 Euro
Der beninische Autor Ryad Assani-Razaki schickt zwei Jungen auf die Reise durch ein hartes Leben. Das liest sich spannend, steuert aber auf ein allzu düsteres Ende zu.
Zu den reizvollsten Charakteren in Büchern und Filmen gehören die, die Gutes und Schlechtes in sich vereinen. Sie beschützen andere, helfen, zeigen Empathie. Und sie setzen trotzdem rücksichtslos ihren Willen durch. Der beninische Schriftsteller Ryad Assani-Razaki verleiht seinen Protagonisten eine solche Ambivalenz.
Der Autor erzählt von Toumani, der als Kind von seinen Eltern verkauft und als Haussklave misshandelt wird. Mehr tot als lebendig ist er, als Iman ihn findet und ihm von da an ein guter Freund ist in einem harten Leben einer namenlosen afrikanischen Großstadt. Nun sind die beiden unterwegs als Kleinkriminelle ohne Perspektive. Iman, der einen unbekannten französischen Vater hat, sieht schließlich nur noch die Flucht in die Festung Europa als Ausweg.
Der Roman hat in den vergangenen Monaten positive und teilweise begeisterte Kritiken bekommen. Spannend sind die anfänglichen Kapitel, in denen sich der Autor seinen Protagonisten über den Umweg der Eltern und ihrer nicht weniger verzweifelten Biografien nähert. Hier beeindruckt etwa, wie unterschiedlich eine streng gläubige muslimische Mutter und ihre Tochter das Leben der Mutter bewerten.
Misstrauen und Egoismus siegen
Dabei ist „Iman“ von Anfang an eine Geschichte der Gewalt: Schläge, Tritte, unappetitliche Wunden, Beleidigungen, Demütigungen und Hass schüttet der Autor über seinen Figuren aus. Und er macht eindringlich auf die Lage der Millionen Armen in Afrikas Slums aufmerksam, auf Unfreiheit, fehlende Perspektiven, Leben im Elend. Zum Ende hin mag man den Protagonisten allerdings einige Gedanken und Handlungen nicht mehr so recht abnehmen. Es scheint, als wiege für den Autor ein unausweichlich düsteres Ende schwerer als die einzelne Figur.
Hoffnung gibt es am Ende keine mehr, bei Toumani und Iman siegen Egoismus und Misstrauen. Das macht ein wenig traurig, denn die Freundschaft der beiden war bis dahin das einzige, das in diesem Buch Mut gemacht hat.
Felix Ehring
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