F. Eißler, M. Borchard (Hg.)
Islam in Europa – Zum Verhältnis von Religion und Verfassung
EZW-Texte 227, Berlin 2013, 108 Seiten, gegen Spende
Die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) wagt sich an ein aktuelles und kontrovers diskutiertes Thema. Doch auf den ersten Blick enttäuscht das Heft. Als Einstieg in die Gesamtthematik taugt die Broschüre nicht. Auf Überblicksartikel zur historischen Dimension oder zu aktuellen Kontroversen haben die Herausgeber komplett verzichtet.
Doch wer sich etwas auskennt und gerne theologischen Gedankengängen folgt, sei ausdrücklich zur Durchquerung dieser gehaltvollen Bleiwüste ermutigt. Er wird mit interessanten Überlegungen und klugen Argumenten belohnt. Allein wegen des Artikels von Mustafa Cerić lohnt sich die Lektüre. Der muslimische Theologe mit bosnischen Wurzeln geht der Frage nach, wie die Gemeinschaft der Muslime in Europa, die von religiösen Normen zusammengehalten wird, Teil der europäischen Zivilgesellschaft werden kann, die wiederum das Interesse am Gemeinwohl zusammenhält.
Mit wohltuender Klarheit plädiert Cerić für einen muslimischen Gesellschaftsvertrag, der sowohl Rechte als auch Pflichten der in Europa lebenden Muslime definiert. Außerdem dokumentiert der EZW-Text zum ersten Mal und vollständig die deutsche Übersetzung der Stellungnahme europäischer Muslime zu den Anschlägen in New York 2001, Madrid 2004 und London 2005. (kb)
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