Der Mensch sammelt, um zu bewahren – und, um sich auf die Zukunft vorzubereiten. Man archiviert und lagert menschliches Erbgut in Form von hauchdünnen Nabelschnurscheibchen, Zahnproben oder Sperma, das Saatgut von Pflanzen, die Gene seltener Spezies, von denen manche schon ausgestorben sind, sowie Massen von Daten, die im Internet und amtlichen Registern hinterlassen werden. Doch was verrät die Sammelwut über die Naturbeziehungen des Menschen? Wird der Traum vom ewigen Leben zu einer konkreten biologischen und medizinischen Möglichkeit? Und was ist eine Artenvielfalt wert, die nur noch theoretisch oder als rares Einzelexemplar in Labors, Zoos und botanischen Saatenbanken existiert?
Das Foto-Projekt „Deposit“ des Schweizer Fotografen Yann Mingard gibt keine endgültigen Antworten. Aber er eröffnet einen Blick in Archive und Datenbanken, die sonst oft verschlossen bleiben. Seine Bilder zeigen hochsterile Labore, Zuchthengstfarmen und Bullensamenbanken, moderne Mausoleen für menschliche Überreste und riesige Serverfarmen, die tief in den Stein gehauen wurden. Es sind Orte, an denen der Mensch die Natur gezähmt, optimiert und seiner Analyse und Ordnungsmacht unterworfen hat. Ein eigens für die Ausstellung produziertes Musikstück des Komponisten Ben Frost liefert die akustische Begleitung.
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