Immer diese Chinesen

 

 
Andreas Rinke und Christian Schwägerl
11 Drohende Kriege. 
Künftige Konflikte um Technologien, Rohstoffe, Territorien und Nahrung.
Verlag C. Bertelsmann, München 2012, 430 Seiten, 21,99 Euro

Die Zukunft, die kann schlimm werden. Schauderszenarien gibt es genügend, und elf davon haben sich die Journalisten Andreas Rinke und Christian Schwägerl herausgesucht und breiten sie in kleinen fiktiven Horrorgeschichten aus.

In diesen Geschichten entstehen ein Supervirus und eine Pandemie, wie sie bei jeder neuen Seuche von einem Experten prophezeit werden, es wird um Ressourcen gekämpft und Migrationsströme ergießen sich über Nordeuropa. Möglich ist das alles, aber in dem Ausmaß, wie es beschrieben wird, doch eher unwahrscheinlich. Das wünschen sich auch die Autoren: Sie betonen, dass sie mit ihrem Buch lediglich Szenarien beschreiben und damit auf denkbare Entwicklungen hinweisen, um eben diese zu verhindern. Das Problem ist nur, dass sich die Szenarien streckenweise lesen wie schlechte Drehbücher. Da greifen chinesische Tarnkappenschiffe australische Rohstofftransporte an, und Konflikte um Wasser eskalieren auf absurde Weise, obwohl selbst die Autoren betonen, dass insbesondere Anrainerstaaten bedeutender Flüsse regelmäßig Verträge schließen und damit sogar andere Konflikte überwinden.

China muss gleich in mehreren Geschichten als gewissenloser Rohstoffjäger herhalten, der dank militärischer und finanzieller Überlegenheit seine Ziele rücksichtslos durchsetzt. Auch sehr beliebt, um das Ganze anzuheizen, sind nationalistische Bewegungen, die Vergeltung für etwas fordern. Und ständig kreisen irgendwo Drohnen, denn wir sind ja in der Zukunft! Als Leser wird man die Zweifel nicht mehr los, ob die Autoren abseits dieser Szenarien seriöse Urteile fällen können, wenn sie so drauflos fabulieren.

Das Fazit der Autoren ist dann ein bisschen von allem: Die Vereinten Nationen müssten mit ihren Unterorganisationen gestärkt werden, um Alleingänge von Staaten zu erschweren. Nichtstaatliche Organisationen bleiben wichtige Akteure und sollten auch von Staaten wie Russland als Partner begriffen werden, nicht nur als Gegner. Forschung und Bildung bleiben wichtig, um künftige Aufgaben zu bewältigen, und Europa und die USA sollten ihre zivilisatorischen Errungenschaften glaubhaft als Modell für andere Staaten anbieten, denn militärisch werden bald andere die Nase vorn haben.

So weit, so unbefriedigend. Die Autoren hätten sich besser thematische Grenzen gesetzt. Der große Wurf einer Welterklärung, den dieses Buch versucht, ist zwar reizvoll. Aber letztlich scheitert er. Denn die Welt ist viel komplizierter, und Gut und Böse sind eben nicht so leicht zu unterscheiden. (Felix Ehring)

Neuen Kommentar hinzufügen

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
CAPTCHA
Wählen Sie bitte aus den Symbolen die/den/das Schiff aus.
Mit dieser Aufforderung versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt.
Diese Sicherheitsfrage überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind und verhindert automatisches Spamming.
Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!
„welt-sichten“ schaut auf vernachlässigte Themen und bringt Sichtweisen aus dem globalen Süden. Dafür brauchen wir Ihre Unterstützung. Warum denn das?
Ja, „welt-sichten“ ist mir etwas wert! Ich unterstütze es mit
Schon 3 Euro im Monat helfen
Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!