Victor Kocher
Terrorlisten. Die schwarzen Löcher des Völkerrechts.
Promedia Verlag, Wien 2011,
224 Seiten, 16,90 Euro
Der inzwischen verstorbene Schweizer Journalist Victor Kocher hat sich 25 Jahre lang dem Nahen Osten und der islamischen Welt gewidmet. Die Maßnahmen der Vereinten Nationen, der Europäischen Union und der US-amerikanischen Behörden zur Terrorbekämpfung sieht er in seinem Buch mit kritischem Blick. Verdächtig sind ihm die Verdächtiger und Verfolger selbst: Ein mutmaßlicher Terrorist oder ein mutmaßlicher Unterstützer, dessen Namen einmal auf eine so genannte Terrorliste gesetzt wird, verliert mit einem Schlag seine persönliche Freiheit: Er hat keinen Zugang mehr zu Bankkonto oder Kreditkarte und kann keine Landesgrenze mehr überschreiten. Diese Listen sind aber nur einer der vielen Auswüchse des Antiterrorkrieges. Sie wirken, heißt es in dem Buch, als Katalysatoren für eine Gesellschaftsentwicklung, die dem Überwachungssystem der DDR-Staatsicherheit alle Ehre machen würde. Dass ausgerechnet ein Organ der Vereinten Nationen – der UN-Sicherheitsrat – Menschen für unbegrenzte Zeit auf die Schwarze Liste setzt, empört Kocher besonders. Seine Forderung: Der Kampf gegen den Terrorismus sollte gezielt geführt werden, und nicht „mit einer Strategie der verbrannten Erde im ganzen islamischen Umfeld der Terroristen“. Sein Buch liefert dafür Argumente. Und Fakten, die nicht jedem bekannt sein dürften. (ar)
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