Zu viele Worte um gute Ernährung

Good Food Bad Food - Anleitung für eine bessere Landwirtschaft
Frankreich 2010, Regie: Coline Serreau
113 Minuten, Kinostart: 20. Januar 2011


Die französische Regisseurin Coline Serreau ist dem breiten Publikum vor allem durch Kinokomödien bekannt. Doch ihre Karriere begann sie 1976 mit einem Dokumentarfilm über Feminismus. Es folgten kämpferische Kurzfilme zum Verbot von Landminen oder Gewalt in der Ehe. 1996 geißelte sie in dem Langfilm „Der grüne Planet" die Auswüchse der Konsumgesellschaft. In ihrem jüngsten Kinofilm plädiert sie nun leidenschaftlich für die ökologische Landwirtschaft. Serreau stellt Menschen aus aller Welt vor, die gegen die Vergiftung unserer Böden durch chemische Dünger und Pestizide kämpfen. Und sie porträtiert Bauern und Mikrobiologen, die sich dagegen wehren, dass nur wenige internationale Konzerne weltweit das Saatgutangebot kontrollieren und so langfristig die überlebenswichtige Biodiversität gefährden. Serreau vertritt die Ansicht, dass schon genug Filme vor Katastrophenszenarien warnen. Es sei jetzt an der Zeit, „den Blick darauf zu richten, dass es auch Lösungen gibt."

Zu Wort kommen also Öko-Widerständler aus Frankreich, ein Pionier der brasilianischen Landlosenbewegung, ein experimentierfreudiger Ökobauer aus Indien und der Gründer der weltgrößten Bioplantage in der Ukraine. Sie stellen wortreich ihre Konzepte vor, die auf eine Verbesserung der Bodenqualität und meist auch der Wiedergewinnung der Saatenvielfalt abzielen. Dahinter steht das Streben nach gesünderen Lebensmitteln, besserem Umweltschutz und mehr Freiheit.

So sympathisch der aufklärerische Impetus und so scharfsinnig die Analyse der Auswirkungen der konventionellen Agrarindustrie sind - der Film hat einen entscheidenden Haken: Er mutet den Zuschauern eine monotone Reihe von „redenden Köpfen" zu, die sie fast ununterbrochen zutexten. Schon nach kurzer Zeit wirkt das ermüdend. Die wiederholte Aneinanderreihung ähnlicher Argumentationen durch unterschiedliche Öko-Aktivisten wirkt nicht nur ästhetisch altbacken, sondern nimmt zunehmend den Charakter eines Propagandafilms an, der jede Auseinandersetzung mit konkurrierenden Ansichten vermeidet. In dieser Gestalt wird er nur die überzeugen, die ohnehin schon überzeugt sind. Das zentrale Anliegen hätte eine bessere Umsetzung verdient. Denn Serreau bietet durchaus erhellende Erkenntnisse, etwa über die wachsende Abhängigkeit des traditionellen Agrarlandes Frankreich von Lebensmittelimporten oder über einfache, aber effektive Methoden zur Wiederbelebung biologisch zu Tode gewirtschafteter Böden.


Reinhard Kleber

 

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