Landreform unter der Lupe


Prosper Matondi
Zimbabwe’s fast track land reform
Zed Books, London 2012
286 Seiten, ca. 29 Euro

Land ist ein politisches Kampfthema in Simbabwe. Das gilt nicht nur für die Wahlkämpfe im vergangenen Jahrzehnt, vielmehr zieht sich die Politisierung der Landfrage durch die Auseinandersetzungen über das koloniale Erbe. Als Simbabwe 1980 unabhängig wurde, kam die Regierung unter Robert Mugabe den weißen Großfarmern entgegen: Sie konnten ihren Besitz zunächst behalten oder freiwillig verkaufen. Schließlich sorgten die Exporterlöse der Tabakproduzenten für hohe Deviseneinnahmen. In politischen Krisenzeiten wurde die Landfrage zum Streitpunkt, insbesondere im Zuge der Kontroversen über eine neue Verfassung im Jahr 2000. Mit der Enteignung der weißen Farmer und illegalen Farmbesetzungen begann der wirtschaftliche Niedergang.

Inzwischen sind die enteigneten Farmen neu verteilt und es ist ein Streit darüber entbrannt, wie die Landreform einzuschätzen ist. Auch Agrarwissenschaftler nutzen ihre Forschungen, um deren Erfolge oder Defizite zu unterstreichen. Hier ist das Buch von Prosper Matondi einzuordnen. Der Experte für ländliche Entwicklung beschreibt in seiner faktenreichen Studie die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen, die den Landreformprozess kennzeichnen. Ferner erläutert er die ökonomischen, infrastrukturellen und gesellschaftlichen Faktoren, die den Landzugang und die Produktivität der neuen Farmbesitzer prägen. Seine Untersuchung konzentriert sich weitgehend auf den Mazowe-Distrikt, ein fruchtbares Gebiet nördlich von Harare.

Die geographische Nähe der Ländereien zur Hauptstadt ist vor allem für Staatsdiener attraktiv, die an den Wochenenden gern auf ihren neuen Besitztümern verweilen. Matondi beschreibt ihre mangelnden Kenntnisse und die Konflikte mit Farmarbeitern, die schon für die weißen Vorbesitzer tätig waren. Anordnungen zur Aussaat von Saatgut zum falschen Zeitpunkt oder zur Verwendung des falschen Düngers belegen exemplarisch, wie Macht unter neuen Vorzeichen etabliert wird und warum die Erträge so gering sind. Auch die Agrarberater haben oft einen schweren Stand gegenüber den neuen Eigentümern, die ihre Farmen vor allem als Prestigeobjekte sehen.

Kleinbauern, die über parteipolitische Patronage oder Zugehörigkeit zu einem Chief an ihr neues Land gekommen sind, praktizieren dagegen ganz unterschiedliche Strategien: Sie reichen von der Anlage kleiner Felder oder Gärten bis hin zur weiteren Verpachtung an Verwandte oder Bekannte. Anhand von Statistiken weist Matondi nach, dass vor allem etablierte Männer mittleren Alters als neue Besitzer registriert sind. Junge, arme Männer erhalten ebenso wenig wie Witwen oder allein erziehende Mütter Landrechte, auf die sie aber existentiell angewiesen wären. Manche neue Besitzer haben ihr Land schon wieder verlassen, weil die erwartete technische, finanzielle und logistische Unterstützung durch die Regierung ausblieb. Die früheren Großfarmen sind vor allem bei der Bildung und bei der medizinischen Versorgung schlechter ausgestattet als die Dörfer, aus denen die Kleinbauern kommen.

Das Buch bietet viele interessante Detailinformationen für alle, die sich für die Situation vor Ort interessieren und politische Reden zur Landreform im anstehenden Wahlkampf kritisch hinterfragen wollen. (Rita Schäfer)

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