Schwierige Zeiten für Weltläden

picture alliance / imageBROKER/Helmut Meyer zur Capellen
Während der Corona-Pandemie haben einige Weltläden sogar neu aufgemacht. Der im mittelfränkischen Lauf an der Pegnitz gehört nicht dazu: Den Laden dort gibt es seit mehr als 30 Jahren.
Weltläden
Weltläden kämpfen so wie der Einzelhandel insgesamt mit den Folgen von Corona und anderen Problemen. Eine engere
Zusammenarbeit mit Kommunen könnte neue Perspektiven eröffnen.

Rund 72 Millionen Euro haben die rund 900 deutschen Weltläden im Jahr 2021 umgesetzt, gut zehn Millionen Euro weniger als im Jahr davor. Bis 2019 waren die Umsätze der Fachgeschäfte des fairen Handels kontinuierlich jedes Jahr gestiegen, davon kann angesichts der drohenden Rezession keine Rede mehr sein. Dennoch ist der Weltladen-Dachverband zuversichtlich. „Bisher sind die Weltläden mit einem blauen Auge durch die Krise gekommen“, sagt Steffen Weber, Geschäftsführer des Weltladen- Dachverbands. Nur vereinzelt mussten Weltläden aufgeben, es gab seit Beginn der Corona-Pandemie sogar Neugründungen. Und wer aufgeben musste, hatte schon vorher zu kämpfen, sagt Weber.

Doch angesichts von Inflation, steigenden Energiepreisen und der Krise des Einzelhandels stehen die Weltläden vor großen Problemen. Es sei bereits spürbar, dass die Kunden sich mit Käufen zurückhalten, auch wenn es keine belastbaren Zahlen dazu gibt, meint Weber. Allerdings hätten die Weltläden eine „hohe Kundenbindung“. Das Projekt „Weltläden engagiert in Kommunen“, im Januar 2022 gestartet mit einer Laufzeit bis Ende 2023, soll Weltläden stärken, so dass sie in den Städten sichtbarer werden und sich besser vernetzen.

Weltläden und öffentliche Hand sollen kooperieren

Außerdem sollen Weltläden mehr von einem fairen öffentlichen Einkauf der Städte profitieren. Die Finanzierung des Projektes hat das Bundesentwicklungsministerium über die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt übernommen. Bisher geht der faire Einkauf der öffentlichen Hand weitgehend an den Weltläden vorbei. Wenn Kommunen etwa fair gehandelten Kaffee für ihre Ratssitzungen oder die Kantinen bestellen, dann in der Regel direkt bei Importeuren des fairen Handels wie der Gepa oder sie bestellen faire Produkte, die das Siegel von Transfair tragen. Zwar werden etwa Präsentkörbe für Jubilare oder Gutscheine für Mitarbeiter direkt in den Weltläden bezogen, doch die Mengen, um die es sich hier handelt, bleiben überschaubar. „Das wollen wir mit dem Projekt ändern“, sagt Weber. Regionalkoordinatoren sollen die Weltläden beraten. Dazu wurden zwei Pilotregionen identifiziert, in denen Weltläden und Kommunen noch wenig vernetzt sind: fünf Weltläden im südöstlichen Niedersachsen und sechs Weltläden in der Region mittleres Brandenburg, im Wesentlichen handelt es sich dabei um den ländlichen Raum rund um Berlin. Zwei Regionalkoordinatoren wurden eingestellt; sie sollen die Weltläden beraten, wie sie sich am besten mit kommunalen Stellen vernetzen.

Ob die Weltläden darüber hinaus individuell unterstützt werden können, werde sich erst im Laufe des nächsten Jahres zeigen, sagt Judith Klingen, die beim Weltladen- Dachverband für das Projekt verantwortlich ist. „Weltläden ticken sehr unterschiedlich“, sagt Klingen. „Ihre Geschichte, die Strukturen und die Schwerpunkte ihrer Arbeit unterscheiden sich.“ Im Projekt bekommen sie Anregungen, wen sie in der Kommune am besten ansprechen können und welche Aktionen sich für eine Zusammenarbeit besonders eignen. Das sei in jeder Kommune anders, meint Klingen, aber in der Regel lassen sich das Stadtmarketing und die Wirtschaftsförderung sowie Verantwortliche für Tourismus und Nachhaltigkeit besonders gut für das Anliegen des fairen Handels ansprechen.

Aktionen zu Nachhaltigkeit und Bildung

Weltläden können sich an Aktionen wie öffentlichen Kaffeetafeln, Fair-Trade-Messen, an Stadtfesten, Nachhaltigkeitsevents oder an Initiativen zur Förderung des lokalen Einzelhandels beteiligen. Auch bei der Bildungsarbeit können sich neue Möglichkeiten ergeben wie die Zusammenarbeit mit Stadtbibliotheken oder mit Schulen und Bildungshäusern. Vor allem aber ist Vernetzung ein struktureller Faktor neben anderen wie Standort, Ladenmanagement oder Ladenkultur für das wirtschaftliche Bestehen von Weltläden.

Wie Weltläden von Vernetzung profitieren, zeigt das Beispiel Aachen, wo Weltladen-Aktive seit Jahren mit lokalen Partnern kooperieren. Bereits im Jahr 2010 hat der Weltladen einen fairen Stadtplan initiiert, der rund 20 Fachgeschäfte verzeichnet, die mindestens ein fair gehandeltes Produkt verkaufen. 2018 gab es eine gemeinsame Kampagne mit anderen Einzelhändlern in der Aachener Innenstadt und 2019 die erste Fair-Trade-Messe in Aachen. „Wir sind ein Netzwerk von rund 20 Einzelhandelsgeschäften an zentralen Orten in der Aachener Innenstadt, die sich gegenseitig empfehlen“, sagt Siegbert Gossen vom Weltladen Aachen. Und er sagt auch: „Mehr Vernetzung bedeutet höhere Umsätze.“ Es sei dringend notwendig, die Weltläden zu stärken: „Online-Handel und das Sterben der Innenstädte machen uns zu schaffen.“ Die Preise der Lieferanten seien so hoch, dass die Weltläden zu wenig draufschlagen könnten, um kostendeckend zu arbeiten. Im Strukturwandel der Innenstädte geht es Weltläden nicht anders als anderen Fachgeschäften.

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Danke für das Bild. Glücklicherweise sehen heute die wenigsten Weltläden so trist aus. Schöne Beispiele gibt es bundesweit zuhauf, ein Beispiel aus dem Norden: www.weltladen-bergedorf.de

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