Pakistan verschlimmert die humanitäre Krise

Afghanistan
Seit 1. November schiebt die pakistanische Regierung täglich Tausende afghanische Flüchtlinge ab – als Sündenböcke für die Terrorgefahr in Pakistan. Die Staatengemeinschaft darf dem nicht tatenlos zusehen.

Melanie Kräuter ist Redakteurin bei "welt-sichten".

Rund 3,7 Millionen afghanische Flüchtlinge leben in Pakistan, teilweise schon seit Jahrzehnten. Knapp die Hälfte davon sei illegal im Land und werde deshalb abgeschoben, sagt die pakistanische Regierung. Afghanische Flüchtlinge hätten in jüngster Zeit Terroranschläge im Land verübt, lautet die Begründung für die geplanten Massendeportationen. Der eigentliche Grund ist jedoch der eskalierende Streit zwischen Pakistan und Afghanistan über die Tehreek-e Taliban Pakistan (TTP), eine militante Gruppe, die den Taliban in Kabul die Treue schwört. Tatsächlich hat die TTP in Pakistan deutlich mehr Anschläge verübt, seit die Taliban in Afghanistan wieder an der Macht sind. Pakistan will sie mit der Abschiebeoffensive unter Druck zu setzen, auf die TTP Einfluss zu nehmen. 

1,7 Millionen afghanische Kinder, Frauen und Männer, die zum Teil in Pakistan geboren sind, werden also von der pakistanischen Regierung zu Sündenböcken gemacht. Laut Amnesty International werden sie an der Grenze in „Haltezentren“ festgehalten, ohne mit einem Anwalt oder Angehörigen sprechen zu dürfen. Grenzbeamte nehmen ihnen dann oft noch jeglichen Besitz ab. Jeden Tag kehren Tausende ohne Hab und Gut zurück nach Afghanistan, wo nach Krieg, Naturkatastrophen und wirtschaftlichen Sanktionen ohnehin schon zwei Drittel der Bevölkerung auf humanitäre Hilfe angewiesen sind. Durch die Massenabschiebungen verschlimmert Pakistan diese Krise. Die Taliban versuchen anscheinend, die Rückkehrer einigermaßen zu versorgen. Aber zugleich verwehren sie Frauen und Kindern ihre Rechte und bedrohen „Verräter“ mit dem Tod. Viele Zwangsrückkehrer haben darum Angst vor Verfolgung und Repression. 

Die USA und andere Regierungen mit Einfluss in Islamabad sollten darauf drängen, die Abschiebeoffensive zu stoppen. Um Pakistan von seinem harten Kurs abzubringen, sollten sie der Regierung mehr Hilfe und Geld bei der Aufnahme von afghanischen Flüchtlingen anbieten. Zudem sollte der Westen – einschließlich Deutschland – seiner Verantwortung gerecht werden und unbürokratisch gefährdete Afghanen, wie etwa Ortskräfte, aufnehmen, statt sie abzuweisen. Denn auch der überstürzte Abzug der Nato-Truppen im August 2021 war ein Auslöser dafür, dass seitdem rund 600.000 Afghanen nach Pakistan geflohen sind. Zudem muss die internationale Gemeinschaft ihre finanziellen Zusagen etwa zum Regional Refugee Response Plan für Afghanistan einlösen, damit es da weiter voran geht.  

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Abschiebung von Afghanen nach Pakistan ist unmenschlich, vor allem , wenn den Menschen zudem noch ihr letztes Hab und Gut von den Pakistanern abgenommen wird, sie schon viel in Pakistan von ihrem Eigentum zurücklassen mussten durch die unvorhergesehene brutale Abschiebung. Hier sollte die Welt nicht wegsehen, sondern Pakistan Auflagen machen, die Menschenrechte einzuhalten. Gruß Doerthe Gowin

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erschienen in Ausgabe 6 / 2023: Von Jung zu Alt
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