„Religionen und ihre Anhänger sind eine positive Kraft, um die Gesellschaft wirtschaftlich und sozial zu entwickeln“, sagte Yu Zhengsheng, Mitglied im Zentralausschuss des Politbüros der KPCh, Ende Januar bei einem Treffen mit Religionsvertretern in Peking. Die Politik müsse darauf hinwirken, dass Religion bei der nationalen Entwicklung eine förderliche Rolle spielen könne und dass sich das Leben religiöser Anhänger im materiellen und spirituellen Sinne verbessern könne. Die religiösen Glaubenslehren besäßen viele positive Elemente, die es zu entdecken gelte. Die KPCh sowie die lokalen Verwaltungen forderte Yu auf, religiöse Gruppen in ihrer Arbeit zu unterstützen.
Traditionell hat die politische Führung in China ein distanziertes Verhältnis zur Religion. Während der Kulturrevolution von 1966 bis 1976 war Religion verboten. Seit Ende der 1970er Jahre sind der Buddhismus, der Taoismus, der Islam sowie der Katholizismus und der Protestantismus offiziell anerkannt. Allerdings unterliegen sie der Kontrolle des Staatlichen Amts für religiöse Angelegenheiten (SARA). Und das Misstrauen, das sich in den Jahren des Kommunismus entwickelt hatte, bekamen die Religionsgemeinschaften bis in die jüngste Vergangenheit wiederholt zu spüren.
Seit kurzer Zeit aber lassen milde Töne aus den Reihen hochrangiger Politiker zum Thema Religion aufhorchen. China-Beobachter gehen davon aus, dass Religion langfristig ihren Platz in der chinesischen Kultur zugesprochen bekommt und die Zeiten der radikalen Ausgrenzung vorbei sind. „Neu ist, dass Religionsgruppen nun einen eigenen Part in der gesellschaftlichen Entwicklung spielen sollen“, sagt Katrin Fiedler von der China-Infostelle in Hamburg. Angesichts der großen gesellschaftlichen Anforderungen wie eine wachsende soziale Ungleichheit habe die Politik offensichtlich erkannt, dass sie auf die Mithilfe der Religionsgemeinschaften angewiesen ist. „Das gilt ganz besonders für den diakonischen Bereich“, betont Fiedler.
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