Mit einer irreführenden Rechnung verschleiert die Gruppe der sieben reichsten Länder plus Russland (G8) ihr Versagen bei der Entwicklungshilfe. Auf ihrem Gipfel 2005 in Gleneagles hatten die Staats- und Regierungschefs der G8 erklärt, bis 2010 werde die Hilfe aller OECD-Länder von 80 Milliarden US-Dollar um voraussichtlich 50 Milliarden Dollar steigen. Der Entwicklungsausschuss der OECD errechnete im vergangenen April, dass die Geber dieses Ziel um 19 Milliarden Dollar verfehlt haben. Dennoch verkündete die G8 kurz vor ihrem diesjährigen Gipfel Ende Mai im französischen Deauville, die Entwicklungshilfe der OECD-Länder sei seit 2005 um 48 Milliarden Dollar gestiegen. Das erweckt den Eindruck, als sei das in Gleneagles anvisierte Ziel damit so gut wie erreicht.
Dieser Eindruck trügt aber, denn tatsächlich haben die G8 einfach den Nennwert der OECD-Hilfe im vergangenen Jahr genommen und die Inflation seit 2005 ignoriert. Das ist irreführend, weil man für Vergleiche zwischen verschiedenen Jahren einheitliche Dollarkurse verwenden muss, um die realen Veränderungen deutlich zu machen. Mit anderen Worten: Das gute Zeugnis, dass die G8 sich selbst und den anderen Gebern ausstellt, beruht vor allem auf dem Wertverlust des US-Dollar in den vergangenen Jahren. „Eine frisierte Buchhaltung macht niemanden satt in Afrika", kommentierte die Organisation Oxfam das durchsichtige Manöver.
(ell)
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