Vor genau zehn Jahren haben sich fünf Schweizer Missionswerke zum Hilfswerk „mission 21“ zusammengeschlossen. Ausgerechnet im Jubiläumsjahr bröckelt der Kitt. Mitte Juni erklärte der Vorstand des Werks nach längeren Querelen seinen Rücktritt und begründete das mit dem zunehmenden Druck, der auf ihm gelastet habe. Kurz zuvor hatte einer der Trägervereine, die Südafrika-Mission (SAM), den Austritt per Ende 2011 erklärt. „Wir haben die Hoffnung aufgegeben, dass unsere Anliegen in der mission 21 wirklich verankert werden“, begründete Nina Sahdeva, die Präsidentin der SAM, den Schritt. Zwar hätten die Verantwortlichen beider Seiten immer wieder miteinander diskutiert und nach Lösungen gesucht. Doch gefruchtet habe es wenig. Das Hilfswerk habe die Beziehungen zu den Partnern im südlichen Afrika nicht ausreichend gepflegt, sagt Sahdeva. Zudem habe „mission 21“ die Rolle als Anwalt der südlichen Länder, der die Missstände hierzulande anprangert, zu wenig wahrgenommen.
Autorin
Sarah Forrer
arbeitet für die Presseagentur InfoSüd.Als der Vorstand Ende März ein Projekt in Namibia ohne Rücksprache mit der SAM eingestellt habe, sei das Fass übergelaufen. „Das Vertrauen war endgültig weg. Und wir haben die Konsequenzen gezogen“, sagt Sahdeva. Auf einer außerordentlichen Versammlung stimmten die SAM-Mitglieder einem Austritt Ende dieses Jahr zu. Allerdings haben sich die Perspektiven nach dem Rücktritt des Vorstands von „mission 21“ noch einmal geändert: Im bis auf weiteres amtierenden Übergangsvorstand sitzt auch ein Vertreter der SAM. Bleibt es jedoch beim Austritt, dann könnte die SAM diesen Herbst über ihre Auflösung beraten – sie ist als Trägerverein nötig, um formale Bedingungen der Mitgliedschaft in „mission 21“ zu erfüllen.
Es sei nicht immer gelungen, die Aufgaben im Sinne der SAM auszuführen, heißt es bei „mission 21“. Allein daran ist die Zusammenarbeit aber nicht gescheitert. Die Probleme liegen tiefer. Als die fünf evangelischen Trägerorganisationen Basler Mission, Herrnhuter Mission, Evangelische Mission im Kwango, Südafrika-Mission und zu Beginn noch die Schweizerische Ostasien-Mission zu kooperieren begannen, prallten Welten aufeinander. Die kleinen Organisationen fühlten sich von der mit Abstand größten Basler Mission in den Schatten gestellt. Ein Gleichgewicht hat sich bis heute nicht eingestellt.
Die Einnahmen schrumpfen – die Strukturen werden geprüft
Ende April hatte bereits der Rücktritt von Direktor Martin Breitenfeldt für Wirbel bei „mission 21“ gesorgt. Der Pfarrer aus Bremen hatte mit sofortiger Wirkung gekündigt, nachdem verschiedene Medien in der Schweiz seinen Führungsstil attackiert hatten. Der Vorstand stand jedoch geschlossen hinter Breitenfeldt und kritisierte die Zuspitzung in den Medien. Mittlerweile ist Magdalena Zimmermann als kommissarische Direktorin eingesprungen.
Hinzu kommt die finanzielle Ungewissheit. Im vergangenen Jahr betrug das Defizit bei „mission 21“ 1,65 Millionen Euro. Das Loch konnte nur dank Reserven gestopft werden. Auch in diesem Jahr droht ein Umsatzminus von knapp einer halben Million. Zum einen sind die Einnahmen von Institutionen vor allem aus Deutschland zurückgegangen. Zum anderen haben die Spenden aus Deutschland an Wert verloren, weil der Eurokurs gegenüber dem Schweizer Franken gesunken ist. In den vergangenen – finanziell guten – Jahren hatte das Hilfswerk die Arbeit dank steigenden Einnahmen laufend ausgebaut. Jetzt müsse man „den Gürtel etwas enger schnallen“, heißt es bei „mission 21“. Wie die Kosten gesenkt werden sollen, steht noch nicht fest.
Für die jetzt zurückgetretene Vorstandspräsidentin Bettina Krause ist es höchste Zeit, die Strukturen zu überdenken. „Wir müssen effizienter und einfacher funktionieren.“ Das Hilfswerk mit 70 Angestellten und mit rund 60 eigenständigen Partnerkirchen und Organisationen auf der ganzen Welt ist ein kompliziertes Konstrukt. Die Abgeordnetenversammlung von „mission 21“ hat deshalb beschlossen, die Strukturen des Missionswerks zu evaluieren. Das wird ein vordringliches Anliegen des neu eingesetzten Übergangsvorstandes sein.
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