World Investment Report: Unteraufträge statt Investitionen

Unctad
World Investment Report 2011
Non-Equity Modes of International Production and Development
Genf 2011, 250 Seiten
www.unctad.org

Ausländische Direktinvestitionen gehen weiter vor allem in die aufstrebenden Schwellenländer – allen voran nach China und Hongkong. Nach der Finanzkrise von 2008 nahmen sie dort allein in den Jahren 2009 und 2010 um rund 19 Prozent auf 175 Milliarden US-Dollar zu. Brasilien verzeichnete gar einen Zuwachs von 85 Prozent (auf 48 Milliarden). Das weltweite Volumen lag im vergangenen Jahr bei 1,3 Billionen US-Dollar. In ärmeren Weltregionen hingegen stagnierten die Investitionen ausländischer Unternehmen zumeist auf niedrigem Niveau oder gingen sogar zurück. Afrika verbuchte in den Jahren 2009 und 2010 lediglich Zuflüsse von acht und sieben Milliarden US-Dollar. Im Finanzkrisenjahr 2008 waren es noch zehn Milliarden.

Der diesjährige Weltinvestitionsbericht macht außerdem darauf aufmerksam, dass Unternehmen, die im Ausland investieren, zunehmend darauf verzichten, eigene Produktionsstätten zu schaffen oder zu kaufen und stattdessen einheimische Unternehmen mit Produktionen und Dienstleistungen beauftragen, etwa mit der Herstellung von Kleidung, Call-Center-Dienstleistungen oder dem Anbau landwirtschaftlicher Produkte. Der Vorteil für die ausländischen Stammhäuser: Sie müssen nur wenig eigenes Kapital einbringen, Kontrakte können leicht wieder aufgelöst werden. Der auf diese Weise erzielte Umsatz ist gleichwohl immens: Laut UNCTAD lag er 2010 bei zwei Billionen US-Dollar.

Laut UNCTAD hat dieser Trend aber nicht nur Vorteile. Zwar würden so 14 bis 16 Millionen Menschen in den ärmeren Ländern, vor allem im asiatischen Raum, zu einer Beschäftigung kommen. Dies aber um den Preis, dass sie schnell wieder entlassen werden können und Arbeitsnormen und Sozialstandards leicht zu kurz kommen. Zudem bremse diese Art Wertschöpfung internationaler Konzerne ohne Investitionen den Aufb au einer wertintensiven eigenen Produktion in den Auftragsländern. Die UNCTAD empfiehlt daher, die beteiligten in- und ausländischen Unternehmen in nationale Entwicklungsstrategien einzubinden und sie strengen arbeitsrechtlichen und ökologischen Regeln zu unterwerfen.

(di)

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erschienen in Ausgabe 9 / 2011: Rüstung: Begehrtes Mordgerät
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