Die Wahlen am 28. November stellen die Demokratische Republik Kongo mit ihren 72 Millionen Einwohnern vor eine große organisatorische und politische Aufgabe. Noch immer sind nicht alle Wähler und Kandidaten registriert. Außerdem ist nicht klar, ob die Wählerlisten von allen Parteien und Kandidaten anerkannt werden. Ungelöst ist außerdem das Problem, wie Urnen und Wahlkabinen in den 62.000 Wahlbüros im ganzen Land verteilt werden sollen. Die Friedensmission der Vereinten Nationen im Kongo (Monusco) hat nicht genug Hubschrauber und Flugzeuge für den Transport.
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2006 wurde im Kongo erstmals seit 1965 frei gewählt. „Die Wahlen damals hatten vor allem die Funktion, die Regierung von Präsident Joseph Kabila gegenüber den Geberländern zu legitimieren“, sagt Ilona Auer-Frege, die Koordinatorin des Ökumenischen Netzes Zentralafrika (ÖNZ). Kabila habe aber keines seiner damaligen Versprechen gehalten. Lokal- und Regionalwahlen hätten nicht stattgefunden. „Für Sicherheit und Frieden im Osten des Landes hat er auch viel zu wenig getan“, erklärt Auer-Frege. Nun hätten viele Kongolesen das Interesse an den Wahlen verloren. Das gilt offenbar auch für die Geberländer. Die Europäische Union (EU) schickt lediglich 147 Wahlbeobachter, vor fünf Jahren hatte sie gemeinsam mit der Afrikanischen Union noch 500 im Einsatz.
Nach wie vor beherrschen Rebellentruppen die östlichen Provinzen des Kongo. Die Bevölkerung leidet unter Plünderungen, Entführungen, Morden und Massenvergewaltigungen. Doch gerade auf die Stimmen im bevölkerungsreichen Osten wird es bei der Wahl angekommen. „Hier ist kaum noch einer von Kabila überzeugt“, sagt Auer-Frege. Er werde aber vermutlich alles daran setzen, um diese Wahl zu gewinnen. „Eine Wahlschlappe wird er nicht hinnehmen.“
Die katholische Kirche hingegen will Wahlmüdigkeit und das internationale Desinteresse nicht einfach hinnehmen. „Die Kirche ist überzeugt, dass die Wahlen eine Möglichkeit sind, im Kongo eine demokratische Tradition einzuführen und der Legitimitätskrise eine Ende zu setzen“, sagt Raoul Bagopha, Länderreferent beim katholischen Hilfswerk Misereor. Mit ihren 47 Diözesen und mehr als 1000 Pfarreien nutze die Kirche ihre Strukturen, um den Wahlprozess zu begleiten. Bis Ende November sollen 30.000 Wahlbeobachter ausgebildet werden, darunter viele kirchliche Mitarbeiter und Würdenträger. „Die Kirche hat bereits 2006 bei den Wahlen eine wichtige Rolle gespielt“, sagt Bagopha. Derzeit nähmen 300 Beobachter die Wähler- und Kandidatenregistrierung unter die Lupe und analysierten, wer in den Medien wie oft zu Wort komme. „Außerdem bilden sie rund 6000 Leute aus, die auf Provinzebene beobachten sollen, ob im Wahlkampf Chancengleichheit für die Kandidaten herrscht“, erläutert Bagopha. Die Ausgebildeten sollten weitere 24.000 Beobachter schulen, die am Wahltag in den Wahlbüros überprüfen, ob alles korrekt abläuft und die Stimmen richtig ausgezählt werden. Misereor unterstützt die katholische Kirche im Kongo bei dieser Aufgabe mit 350.000 Euro.
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