Entwicklungspolitisch Interessierte und Vertreter von Entwicklungsorganisationen werden nicht umhin kommen, ein neues Kürzel zu lernen: „MO“. Die beiden Buchstaben stehen für „Migrantenorganisationen“ – und zwar für jene, die Entwicklungsprojekte in ihren Heimatländern durchführen. Seit zwei Jahren fördert das Centrum für Internationale Migration und Entwicklung (CIM), eine Arbeitsgemeinschaft der GIZ und des Arbeitsamtes, solche Projekte; die Zahl der Antragsteller wächst kontinuierlich.
CIM fördert jährlich 15 Migrantenprojekte mit jeweils höchstens 40.000 Euro. Den gleichen Betrag muss die antragstellende „MO“ selbst aufbringen, wobei allerdings auch die Arbeit der Partner vor Ort in Wert gesetzt und angerechnet wird. Der Geldanteil, den die antragstellende Organisation zu leisten hat, beträgt mindestens zehn Prozent des Gesamt-Projektvolumens. Dabei kann es sich auch um Spenden oder Drittmittel handeln.
Um an die Fördermittel zu kommen, müssen die Migrantenvereine Projektanträge und Finanzpläne vorlegen sowie alle zwei Monate nachweisen, wie sie das Geld verwendet haben. Nach einem Jahr Laufzeit sollen die Projekte in lokale Strukturen integriert sein und sich dauerhaft selbst tragen – all das sind hohe Hürden für die ehrenamtlich arbeitenden Organisationen. „Man erwartet professionelle Arbeit in ehrenamtlicher Form“, sagte Jurica Volarević, der bei der CIM für Migrantenprojekte zuständig ist, auf der vierten Messe für entwicklungspolitisch aktive Migrantenorganisationen Ende Oktober in Köln.
Das BMZ will, dass die Migranten sich vernetzen
Auf der Messe präsentierten Migrantenvereine ihre Arbeit und gaben ihre Erfahrungen aus bereits abgeschlossenen Projekten an andere Vereine weiter. Das Entwicklungsministerium sieht die Vernetzung im Inland als Voraussetzung für ein entwicklungspolitisches Engagement der Migranten – die Servicestelle Engagement Global fördert dazu eine Fachstelle für Organisationen aus Nordrhein-Westfalen.
Viele Projekte von Migranten zielen darauf ab, den Austausch von Wissen zwischen Deutschland und dem Herkunftsland zu stärken. So betreibt das Deutsch-Marokkanische Kompetenznetzwerk eine Website und organisiert Treffen, auf denen sich in Deutschland lebende Fachleute mit marokkanischen Wurzeln aus verschiedenen Fachbereichen wie Informationstechnologie, erneuerbare Energien und Umwelt sowie Sozialpolitik austauschen können.
Damit sollen die nachhaltige Entwicklung in Marokko gefördert und Bürger aus dem nordafrikanischen Land bei der Integration in Deutschland unterstützt werden, zum Beispiel durch Hausaufgabenhilfe und Förderunterricht für Schüler mit marokkanischem Hintergrund oder ein Projekt für zugewanderte Eltern, die darin bestärkt werden sollen, die Bildung ihrer Kinder zu fördern. Das Netzwerk hat eine Reihe von Kooperationen zwischen Hochschulen in Marokko und in Deutschland auf den Weg gebracht und wird von der marokkanischen Regierung unterstützt.
Ein anderes Beispiel ist ein Projekt des Deutsch-Kolumbianischen Freundeskreises, der mit Zuschüssen von CIM afrokolumbianische Frauen beim Anbau der Papachina unterstützt, einer Pflanze, deren Knollen Süßkartoffeln ähneln und einen hohen Nährwert haben.
Solcher Vorzeigebeispiele zum Trotz: Vertreter von Migrantenorganisationen bemängeln, dass die Förderung durch CIM oft nicht ausreiche, um sinnvolle Projekte durchzuführen. Problematisch sei zudem die Begrenzung auf ein Jahr, die „Projektleichen“ zur Folge haben könne. CIM und Engagement Global sind ebenfalls daran interessiert, dass der Kuchen insgesamt größer wird. Jurica Volarević bedauert insbesondere, dass es für entwicklungspolitisch aktive Migrantenorganisationen keine generelle, projektunabhängige Förderung gibt.
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