Caroline Moser, Dennis Rodgers
Understanding the tipping point of urban conflict: global policy report
University of Manchester, Working Paper No. 7,
June 2012, 24 Seiten,
www.urbantippingpoint.org
Armut und die Perspektivlosigkeit der Jugend tragen nach landläufiger Auffassung besonders häufig zum Ausbruch von Gewaltkonflikten in Städten bei. Die britischen Entwicklungsexperten Caroline Moser und Dennis Rodgers von der Universität Manchester haben sich das genauer angeschaut.
In ihrem interdisziplinären Projekt „Urban Tipping Points“ haben sie in vier Großstädten untersucht, bei welchen kritischen Punkten Konflikte in gewaltsame Auseinandersetzungen umschlagen und welche Bedingungen diese zusätzlich verstärken: in Dili (Osttimor), Patna (Indien), Nairobi (Kenia) und Santiago (Chile). Dazu haben sie unter anderem Fokusgruppen-Diskussionen mit Einwohnern und lokalen Behörden geführt, in denen zugleich Vorschläge für eine Reduzierung von Gewalt besprochen wurden.
Laut ihren bisherigen Erkenntnissen spielt die Politik bei Gewaltkonflikten eine größere Rolle als die Armut. In Patna und Santiago kam es vor allem zu Gewalt, wenn Wohlhabende die Armen als „Problem“ betrachteten und sich ihnen gegenüber feindselig verhielten. Auch die schiere Zahl arbeitsloser Jugendlicher muss nicht zwangsläufig in gewaltsame Aktionen münden, stellen die Forscher fest. In Dili und Nairobi habe sich aber gezeigt, dass junge arbeitslose Männer von politischen Parteien und anderen Interessengruppen gezielt für Übergriffe angeworben wurden.
Moser und Rodgers identifizieren ferner drei Faktoren, die eng mit dem Ausbruch von Gewalt verknüpft sind und deshalb bei deren Bekämpfung besonders berücksichtigt werden sollten: der Umgang mit öffentlichem Raum, Landbesitz und Regierungsführung. Entwicklungsorganisationen empfehlen sie unter anderem, stärker mit der Polizei zusammenzuarbeiten – ein bislang wenig beliebter Partner, der laut Moser und Rodgers aber wesentlich dazu beitragen kann, Gewalt zu verringern. (gka)
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