Sie sind gerade mit dem Memento-Forschungspreis ausgezeichnet worden. Wofür?
Es ging um klinische Forschung an Infektionen durch den afrikanischen Augenwurm Loa loa. Diese Infektionen werden so vernachlässigt, dass sie noch nicht einmal auf der WHO-Liste der vernachlässigten Krankheiten stehen – was sich hoffentlich bald ändern wird. Wir konnten in den vergangenen zehn Jahren zeigen, dass diese vor allem in abgelegenen Dörfern der afrikanischen Regenwälder weit verbreitete Krankheit viele Menschen arbeitsunfähig macht und sogar zum Tod führen kann. Ziel unserer Forschung ist, die Krankheit besser behandeln und kontrollieren zu können und natürlich deren Übertragung zu vermindern.
Wie sind Sie persönlich zu diesem Schwerpunkt gekommen?
Als ich in Wien mein Medizinstudium begann, wusste ich noch nicht, in welche Richtung ich mich mal spezialisieren wollte. Aber ich bin schon immer gerne gereist, und als mein Mentor, der zuvor für die WHO gearbeitet hatte, mir eine Doktorarbeit über Malaria an der Grenze zwischen Thailand und Myanmar vorschlug, willigte ich gerne ein. Nachdem meine Dissertation fertig war, ging ich für einige Jahre in eine Klinik in Gabun.
Sie sind dann also wirklich viel gereist?
Ja. In den vergangenen 25 Jahren habe ich regelmäßig mehrmals im Jahr für einige Wochen in Gabun gearbeitet und geforscht, aber auch in anderen Ländern wie etwa Nigeria oder Ghana – selbst wenn ich jetzt schon lange in Hamburg arbeite.
Verändert das Ihren Blick auf das deutsche Gesundheitssystem?
Die Gesundheitssysteme von Deutschland und Österreich sind sehr komplex und lassen sich kaum mit denen im ländlichen Subsahara-Afrika vergleichen. Was aber bemerkenswert ist: In Gabun gibt es seit rund zehn Jahren eine kostenlose nationale Krankenversicherung, in die sich jeder Bürger einschreiben lassen kann und die 80 Prozent der Behandlungskosten übernimmt. Darüber hinaus hat sich im Straßenbau und in der Telekommunikation enorm viel getan, so dass die Versorgungslage heute viel, viel besser ist als noch vor 20 Jahren. Wenngleich die Ausstattung in sehr abgelegenen Gebieten immer noch deutlich limitierter ist als im Landesdurchschnitt.
Haben Sie selbst schon einmal eine Tropenkrankheit durchgemacht?
Ja, ich hatte Malaria und auch schon einmal die Krätze. Dass ich Malaria durchgemacht habe, war in gewisser Weise auch etwas Tolles: Wenn man eine Krankheit 25 Jahre lang erforscht hat, ist es gut, mal konkret zu wissen, wovon man da spricht und schreibt. Aber das sage ich rückblickend – die Krankheit selbst durchzumachen, war zunächst mal eine ganz elende Erfahrung.
Das Gespräch führte Barbara Erbe.
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