"Es ist sehr mühsam, ein Visum zu bekommen"

Fünf Fragen
Liliane Tchounjin hat in Kamerun Germanistik studiert und im Rahmen eines UNESCO- Programms drei Monate bei einem Münsteraner Radiosender gearbeitet. Im Interview erzählt sie, warum sie gerne noch länger in Deutschland bleiben will.

Liliane Tchounjin hat in Kamerun Germanistik studiert und im Rahmen eines UNESCO- Programms drei Monate bei einem Münsteraner Radiosender gearbeitet.

Wie sind Sie von Kamerun aus bei Radio Kaktus in Münster gelandet?
Am Gymnasium wählt man bei uns zwischen den Fremdsprachen Spanisch, Italienisch und Deutsch. Ich habe mich für Deutsch entschieden, und das Fach hat mir von Anfang an gut gefallen. Anschließend habe ich an der Universität von Dschang im Westen des Landes Kulturwissenschaften und Germanistik studiert. Dort erfuhr ich von dem internationalen Bildungsprogramm „kulturweit-Incoming“ der deutschen UNESCO-Kommission, habe mich beworben und wurde ausgewählt.

Was haben Sie beim Radio gemacht?
Radio Kaktus ist ein kleiner Bürgerfunk-Sender, deshalb konnte ich von Anfang an überall mitwirken, was sehr spannend war. Wir haben Umfragen gemacht und O-Töne geschnitten, Beiträge geschrieben und aufgenommen und auch Workshops mit Kindern und Jugendlichen gestaltet, zum Beispiel zum Thema nachhaltige Entwicklung oder auch Rassismus. Einmal bekamen wir Besuch von einer französischen Delegation, da konnte ich dolmetschen, denn meine Münsteraner Kollegen sprachen nicht viel Französisch, und ich stamme aus dem frankophonen Teil von Kamerun und spreche es fließend.

Hatten Sie so etwas wie einen Kulturschock?
Ich hatte keinen Kulturschock, ich hatte einen Wetterschock! Das Kulturweit-Programm hat im Februar mit einem Vorbereitungsseminar begonnen. Meine Hospitation ging im Anschluss bis zum 18. Mai, und es war so kalt und nass! Wenn ich daran denke, friere ich noch immer… Mit den Menschen kam ich aber sehr gut klar.

Sie haben Ihr Studium gerade abgeschlossen und leben wieder in Kamerun. Was kommt jetzt?
Langfristig möchte ich gerne in meiner Heimat als Lehrkraft oder auch in einem Museum arbeiten. Davor möchte ich aber auf jeden Fall noch einmal länger in Deutschland sein. Ich habe schon immer gerne gebacken, und als ich in Münster war, habe ich mich in der Region um einen Ausbildungsplatz an einer Konditorei beworben. Den habe ich auch bekommen.

Wann geht es los?
Eigentlich hat die Ausbildung schon angefangen, aber ich warte noch immer auf mein Visum - und die Konditorei wartet auf mich. Es heißt zwar immer, Deutschland erweitert und vereinfacht den Zugang zum Arbeitsmarkt. Aber es ist noch immer sehr mühsam, ein Visum zu bekommen. Die Ausbildung dauert insgesamt drei Jahre, da ist es hoffentlich nicht so schlimm, wenn ich ein bisschen später eintreffe.

Das Gespräch führte Barbara Erbe.

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erschienen in Ausgabe 5 / 2024: Vorsicht Subkultur!
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