Ghanaer sind genervt von Stromausfällen

Der Friseur Nana Kwame mit einem Kunden in seinem Salon.
Isaac Kaledzi
Friseur Nana Kwame kann es kaum erwarten, dass er seinen Salon wieder ohne ungeplante Unterbrechungen betreiben kann.
Was tut sich in... Ghana?
Unberechenbare Stromausfälle („Dumsor“ in der Landessprache Akan) sind in Ghana in den letzten Jahren alltäglich geworden. Das ärgert die Menschen und bremst die Wirtschaft. Unsere neue Folge der Rubrik "Was tut sich...".

Nana Kwame betreibt seit über einem Jahr einen Friseursalon in Ghanas Hauptstadt Accra. Er beschäftigt fünf Mitarbeiter, die mit ihrem Einkommen ihre Familien ernähren. Bevor der heute 34-Jährige seinen Salon eröffnet hat, hatte er drei Jahre lang versucht, einen Job als Elektriker zu finden; in dieser Zeit hat er sich das Friseurhandwerk angeeignet. 

Nun aber befürchtet er, dass sein Geschäft wegen der unregelmäßigen Stromversorgung seines Landes Pleite gehen könnte. Denn zum Rasieren, zum Schneiden und Trocknen der Haare, für die Beleuchtung seines Ladens und zum Betrieb der Klimaanlage braucht er Strom, und das dauerhaft und zuverlässig. „Diese täglichen Stromausfälle sind ganz schlecht für mein Geschäft. Ich muss meine Angestellten bezahlen und die Kunden kommen – und dann haben wir kein Licht und können keinen Service anbieten“, klagt Kwame.

Wenn das Licht ausgeht, nennen die Ghanaer das „Dumsor“ – in der Sprache Akan bedeutet das „Stromausfall“. Diskussionen über Dumsor sind zu einem ständigen Thema in persönlichen Gesprächen und in den ghanaischen Medien geworden, da die Bürger genervt sind und nach Lösungen rufen. 

Keiner weiß, wie lange das Licht noch brennt

Nach der Unabhängigkeit von Großbritannien 1959 verfügte Ghana über eine ausreichende Stromversorgung. Doch mit dem Wachstum der Bevölkerung und der steigenden Nachfrage nach Strom hat das Land heute Probleme, den Bedarf zu decken. Mittlerweile wissen die Menschen in Ghana nie mehr genau, wie lange ihr Licht noch brennen wird, und fühlen sich an die bislang schlimmste Stromkrise des Landes zwischen 2012 und 2016 erinnert. Damals gingen viele Unternehmen bankrott. Auch Ama Barnieh, Unternehmerin in Accra, deren Firma Babynahrung herstellte, musste damals aufgeben.  Die zweifache Mutter blickt skeptisch in die Zukunft: „Es sieht nach einer Rückkehr zu den alten Zeiten der Stromausfälle aus. Die Lage verschlechtert sich zusehends." Selbst das Schlafen sei schwierig, wenn nachts der Strom ausfällt: „Es ist nachts noch so heiß. Und ohne Strom funktionieren weder Deckenventilatoren noch Klimaanlagen.“

Strom wird rationiert

Der Stromversorger, die Electricity Company of Ghana (ECG), erklärt die Krise mit der routinemäßigen Wartung veralteter Geräte und mit überlasteten Transformatoren. Andere, die sich auskennen, sehen die Ursache darin, dass die ECG den privaten Versorgern, von denen sie Strom bezieht, umgerechnet über 1,6 Milliarden schuldet. Solange die Stromversorger nicht bezahlt würden, könnten sie nicht in vollem Umfang liefern und seien gezwungen, Strom zu rationieren. 

Ghanas Präsident Nana Akufo-Addo hat sich für die Krise entschuldigt und versprochen, sie zu beheben. Veraltete Anlagen würden demnächst repariert und mehr Gas zur Stromgewinnung gekauft und zur Verfügung gestellt. 

Kwame kann es kaum erwarten, dass er seinen Friseursalon wieder ohne ungeplante Unterbrechungen betreiben kann, aber er bleibt skeptisch. „Wenn sie uns wenigstens einen Zeitplan geben würden. Dann wüssten wir, wann wir zur Arbeit kommen und wann wir den Laden besser schließen sollten – so wie es beispielsweise in Südafrika gemacht wird“, sagt er. Doch die ghanaische Regierung gibt keinen solchen Zeitplan heraus. Angesichts der bevorstehenden Wahlen im Dezember steht sie allerdings unter Druck.

Aus dem Englischen von Barbara Erbe.

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