Elijah Amoo Addo ist dabei, abgepackte Lebensmittel in seiner neu errichteten Lagerhalle zu stapeln. Die Halle steht in der Stadt Offinso in der Ashanti Region, gut 130 Kilometer von der ghanaischen Hauptstadt Accra entfernt. Hier leitet der 32-Jährige ein Team von rund 50 bezahlten und ehrenamtlichen Helfern, die es sich zur Aufgabe machen, überschüssige Lebensmittel von Restaurants, Supermärkten und Privathaushalten abzuholen, frische ebenso wie abgepackte. Manche von ihnen sind nicht mehr lange haltbar, andere vom Hersteller fehlerhaft ausgezeichnet – aber alle sind noch sicher zum Verzehr, betont er.
Der gelernte Koch ist durch ein persönliches Erlebnis zum sozialen Unternehmer geworden, erzählt er. „Vor Jahren habe ich einen geistig behinderten Mann getroffen, der die Abfalleimer des Restaurants, für das ich damals gekocht habe, nach Essbarem durchsucht hat.“ Die Begegnung habe ihn erschüttert und dazu inspiriert, 2015 die erste und größte Lebensmitteltafel Ghanas namens „Essen für ganz Afrika“ zu gründen. Anfangs arbeitete Addo weiterhin als Koch und organisierte das Einsammeln von Lebensmitteln und die Abgabe an hilfsbedürftige Menschen in seiner Freizeit. Doch schon bald nahm sein Unterfangen Fahrt auf, so dass er Spendengelder einwerben, ein Lager errichten und seinen Helfern etwas Geld bezahlen konnte. Heute leitet er das soziale Unternehmen hauptberuflich.
Seit der Pandemie kommen noch mehr Bedürftige
Autor
Isaac Kaledzi
lebt als Journalist in Accra, Ghana. Er berichtet für den deutschen Auslandsrundfunk Deutsche Welle.„Als 2020 die Covid-19-Pandemie einsetzte und viele Menschen Jobs und Lebensunterhalt verloren, wandten sie sich an uns“, sagt Addo. Seitdem hätten sein Team und er Lebensmittel im Wert von einer Million US-Dollar von Supermärkten, Hotels und Landwirtschaftsbetrieben eingesammelt und an eine halbe Million Bedürftige verteilt.
Obwohl in Ghana jeder vierte unterhalb der Armutsgrenze lebt, ist Nahrungsmittelverschwendung ein großes Problem: Ungefähr 3,2 Millionen Tonnen Lebensmittel im Wert von 64 Milliarden US-Dollar gehen in Ghana nach Informationen des „Global Food Banking Network“ jährlich Jahr für Jahr verloren. Entsprechend hat Addo Filialen in verschiedenen Regionen des Landes errichtet, die sich um Lebensmittelrettung und -verteilung kümmern und auch über gesunde Ernährung aufklären.
„Vor allem die Covid-Pandemie hat mich finanziell hart getroffen“, berichtet die 60-jährige Faustina Djumor, die in Offinso regelmäßig Lebensmittel von Addos Tafel erhält. „Es ist schwierig geworden, immer genug zu essen zu bekommen – diese Lebensmittel hier helfen mir wirklich sehr.“
Aus dem Englischen von Barbara Erbe.
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