Bischöfe wettern gegen "Gender-Ideologie" der EU

picture alliance / ASSOCIATED PR/Ben Curtis
Zwei afrikanische Frauen halten Händchen.
Nigeria
Die nigerianische Bischofskonferenz fordert von der Regierung in Abuja, aus dem Samoa-Abkommen mit der EU auszutreten. Die vielen Verweise auf Gendergerechtigkeit seien eine „Bedrohung für Nigerias Souveränität und Werte“. Mit ihrer Kritik stehen die Bischöfe nicht allein.

Mitte November 2023 hat die Europäische Union (EU) mit der Organisation der afrikanischen, karibischen und pazifischen Staaten (OAKPS) das sogenannte Samoa-Abkommen beschlossen. Es legt den Rechtsrahmen der Beziehungen für die nächsten 20 Jahre fest und umfasst auch drei Regionalprotokolle mit den jeweiligen Regionen, die deren unterschiedliche Entwicklungsbedürfnisse berücksichtigen sollen. Nigeria hat das Samoa-Abkommen Ende Juni unterschrieben.

Das hat im Land für heftige Diskussionen gesorgt. Bei ihrer Vollversammlung im Juli haben die katholischen Bischöfe von Nigeria das Abkommen scharf kritisiert. Oberflächlich gesehen erscheine es harmlos und attraktiv. Es sei aber durch und durch mit „postmodernen, säkularen Ideologien vermischt, die die moralischen, kulturellen und religiösen Überzeugungen der nigerianischen Bürger erheblich untergraben“, heißt es im Abschlusskommuniqué der Vollversammlung. 

Das Samoa-Abkommen fordere dezidiert von den unterzeichnenden Staaten, sicherzustellen, dass die Gleichstellung der Geschlechter in allen Politikbereichen berücksichtigt werde. Der Gender-Begriff sei kein unschuldiger Begriff mehr. „Es gibt heute mehr als 110 Geschlechter, welche ein Interesse an Gleichstellung hätten“, heißt es in dem Text.

Auch Muslime sind wegen Vorgaben zum Thema Gender besorgt

„Wir sind besorgt darüber, dass unsere zivilen Behörden sich der Tragweite der nuancierten Sprache des Dokuments möglicherweise nicht bewusst sind“, schreiben die Bischöfe. Sie verstehen sich als „Wächter und Führer“, die sich „für ein gesundes moralisches, religiöses und kulturelles Wachstum unseres geliebten Landes einsetzen“. Sie fordern deshalb die nigerianische Regierung auf, auf die Aufnahme eines Artikels in das Samoa-Rahmenabkommen und das Afrikanische Regionalprotokoll zu pochen, wonach nichts darin „so ausgelegt werden darf, dass es Verpflichtungen in Bezug auf sexuelle Orientierung, Geschlechtsidentität, umfassende Sexualerziehung, Abtreibung, Empfängnisverhütung, Legalisierung von Prostitution, gleichgeschlechtliche Ehen oder die sexuellen Rechte von Kindern enthält“. Sollte die EU die Änderungen ablehnen, „soll Nigeria aus dem Samoa-Abkommen austreten“. Nigeria sei für den größten Teil Afrikas immer Vorbild gewesen, wenn es darum ging, lebensfeindliche, familienfeindliche, kulturfeindliche und afrikafeindliche Werte auf internationaler Ebene zu bekämpfen.

Mit ihrer Kritik steht die Bischofskonferenz nicht allein. Kurz nach der Unterzeichnung durch die nigerianische Regierung Ende Juni entbrannte eine Diskussion in den sozialen Medien über die Frage, ob mit dem Abkommen nun in Nigeria Mitglieder der LGBTQ+-Community gleiche Rechte wie alle anderen hätten. Ein Vertreter des nigerianischen Obersten Rates für islamische Angelegenheiten  sprach sich gegen die gleichgeschlechtliche Ehe und LGBTQ-Rechte aus und erklärte, das Abkommen stehe im Widerspruch zu den moralischen und religiösen Werten des Landes. Auch das Islamische Forum von Nigeria, in dem verschiedene muslimische Gruppen organisiert sind, forderte Mitte Juli die Regierung auf, aufgrund der Vorgaben beim Thema Gender „ohne weitere Verzögerung aus dem Samoa-Abkommen auszutreten“. So einig wie in der Kritik am Samoa-Abkommen seien sich Muslime und Christen in Nigeria schon lange nicht mehr gewesen, heißt es von Seiten des Islamischen Forums.

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Wir haben die Menschenrechte als universell anerkannt! Diese sollten dann auch Weltweit gelten. Wenn bestimmte Staaten oder Menschen auf Ihre unsinnigen, falschen Traditionen pochen und stur nicht davon abweichen wollen, dann ist konsequenterweise eine Aufnahme in den Kreis der Länder, die Queere Menschen zu recht gleichberechtigt behandeln, nicht möglich. aber es sollte auch keine finanzielle Unterstützung mehr gewährt werden... Das wäre dann Heuchlerei
Die armen betroffenen Mensch in den Ländern tun mir sehr Leid. Die Priester und Pastoren, egal welcher Religion, die alte gefährliche und ungerechte Glaubensbilder propagieren, bitte entlassen. Solche verblendeten Religionseiferer, die eine Lebenswirklichkeit, eine Realität nicht wahrhaben wollen, braucht die Gesellschaft nicht mehr.

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