Für den internationalen Kulturaustausch bergen KI-Systeme sowohl Chancen als auch Risiken, lautet der im Grunde wenig überraschende Grundton der Studie „Artificial Intelligence and International Cultural Relations“ des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) . Interessant sind vor allem die Beispiele aus der Praxis, die die Autoren immer wieder einstreuen. Ein KI-System, das betonen sie immer wieder, könne niemals für die Resultate seiner Arbeit verantwortlich gemacht werden, sondern immer nur die Menschen, die es programmiert und trainiert hätten. Das veranschaulicht unter anderem ein Beispiel der Fluggesellschaft Air Canada: Die unterlag vor Gericht, als sie sich weigerte, für von ihrem Chatbot gelieferte (Falsch)Informationen an Kunden die Verantwortung zu übernehmen. Das Gericht entschied, dass ein Chatbot niemals wie eine juristische Person auftreten könne und allein die Fluggesellschaft, die ihn auf ihrer Website verwendete, für dessen Handlungen verantwortlich sei.
Im Hinblick auf Sprachen kritisieren die Autoren, dass KI-gestützte Übersetzungsdienste fast durchgängig Englisch als Zwischensprache verwendeten: Texte würden in aller Regel zuerst ins Englische und dann in die jeweilige Zielsprache übersetzt. Dadurch komme es häufig es zum Verlust sprachlicher Nuancen und kulturspezifischer Inhalte. Die Vorrangstellung dominanter Sprachen beeinflusse so, welche kulturellen Inhalte sichtbar und zugänglich seien.
Inklusivere Datensätze
Die Studie gibt eine Reihe von Empfehlungen an direkt oder indirekt im Bereich der KI Tätige. Dazu zählt, mehrsprachige Datenbanken zu entwickeln, Experten verschiedener Kulturen in die KI-Entwicklung einzubinden und KI-Systeme mit Datensätzen zu trainieren, die eine breite kulturelle und sprachliche Vielfalt widerspiegeln. In der internationalen Zusammenarbeit gelte es, ethische Richtlinien und Standards für den Einsatz von KI zu entwickeln. Schließlich sollten internationale Partnerschaften gefördert werden, um eine gerechte Verteilung der Ressourcen und Technologien sicherzustellen. KI-Systeme sollten überdies transparent und nachvollziehbar sein im Sinne einer Offenlegung der Datensätze, Algorithmen und Entscheidungsprozesse, die bei der Entwicklung verwendet werden. Wie realistisch es ist, dass sich die großen Technologieentwickler darauf einlassen, ist nicht Thema der Studie.
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