Noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen war die Oberflächentemperatur des Nordostpazifiks so warm wie zwischen 2010 und 2020, berichten die Autoren einer Studie der Universität von Illinois zum Thema Luftqualität und Ozeantemperatur im Nordostpazifik. Mehrere extreme marine Hitzewellen – auch als „Warm Blob“-Ereignisse bekannt – haben in diesen Jahren die Ökosysteme an der Westküste Nordamerikas stark beeinträchtigt. Dabei erwärmt sich das Meer in manchen Bereichen und kühlt nicht mehr ab. Zum Teil lasse sich das Phänomen durch den Treibhauseffekt und durch die jährlichen Klimaschwankungen erklären, so die Autoren, allerdings nicht in diesem dramatischen Ausmaß.
Die Forscher haben herausgefunden, dass dem phasenweise extremen Temperaturanstieg im Nordostpazifik die erfolgreiche Reduzierung von Aerosolen, also feiner, in der Luft schwebender Partikel, aus der Verbrennung von Biomasse und fossilen Energieträgern in China zugrunde liegt. Weil weniger Aerosole in der Luft sind, werde weniger Sonnenlicht zurück in die Atmosphäre reflektiert, so dass sich die unterste Schicht der Erdatmosphäre, die Troposphäre, zusätzlich erwärme. Das wiederum beeinflusse die klimatologisch wichtigen Westwinde im Nordostpazifik und lasse dort die Temperatur der Meeresoberfläche ansteigen.
Da immer mehr Länder versuchten, Smog zu beseitigen, rechnen die Wissenschaftler für die Zukunft weltweit mit weniger Aerosolen.
Veränderte Windmuster
Verschiedene Regionen der Welt würden sich dadurch unterschiedlich stark erwärmen. Diese unterschiedliche Erwärmung könne neue Luftzirkulationsmuster und Windgeschwindigkeiten auslösen. So habe im von den Forschern untersuchten Nordostpazifik ein veränderter Luftdruck das Tiefdruckgebiet in der Beringsee (Aleuten-Tief) verstärkt. Das wiederum habe die Winde weiter östlich abgeschwächt – und damit deren Fähigkeit, den unter ihnen liegenden Ozean abzukühlen.
Trotz dieser Problematik sind die Wissenschaftler sich einig, dass es weiterhin wichtig und nötig ist, die Luft reinzuhalten. Schließlich gehören Atemwegserkrankungen laut Weltgesundheitsorganisation zu den wichtigsten Todesursachen. Gleichzeitig müsse man auch so schnell und drastisch wie möglich weltweit den Ausstoß von Methan senken, dem zweitwichtigsten Treibhausgas nach Kohlendioxid. Da Methan relativ kurzlebig ist und nur etwa ein Jahrzehnt in der Atmosphäre verbleibt, verspricht seine Beseitigung die schnellsten Erfolge. Zu den einfachsten und billigsten Maßnahmen zählt, das Ausströmen von Methan aus Gas- und Ölbohrungen und Pipelines zu verhindern.
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