"Die EU-Regulierung hat uns geholfen"

Fünf Fragen
Ethisches Investment ist kein Nischenthema mehr, sagt Claudia Tober, Geschäftsführerin des in Frankfurt am Main sitzenden Vereins zur Förderung von Ethik und Nachhaltigkeit bei der Geldanlage (CRIC). Aber es bleibt noch viel zu tun.

Womit beschäftigen Sie sich gerade?
Ich bereite einen Vortrag vor, den ich in der kommenden Woche vor institutionellen Anlegern wie beispielsweise kirchlichen Trägern in Zürich halte. Unser Ziel ist es, Verbände und Organisationen für das Thema ethische Geldanlage zu sensibilisieren und mit unabhängigen Informationen dabei zu unterstützen, ihr Geld nachhaltig anzulegen. Unser Verein ist gemeinnützig und finanziert sich durch Spenden. 

Kommen Sie selbst aus dem Bank- oder Finanzwesen?
Ich habe eine Speditionslehre gemacht und danach Volkswirtschaft studiert. Nach dem Studium war ich einige Jahre lang wissenschaftliche Mitarbeiterin für verschiedene Grüne Bundestagsabgeordnete im Bereich Finanzen. So bin ich an das Thema nachhaltiges Investment und Verbraucherschutz gekommen, und ich fand es von Anfang an spannend. 2009 bin ich als Geschäftsführerin zum Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) in Berlin gewechselt; seit einem guten Jahr bin ich bei CRIC. Die Hauptfrage war und ist immer: Wie kommt es, dass so viele Menschen und Institutionen, die sich für Klimaschutz und Menschenrechte einsetzen, das nicht bei ihrer Geldanlage berücksichtigen? Und wie lässt sich das ändern? 

Aber hat sich in dem Bereich nicht enorm viel getan?
Ja, auf jeden Fall. Noch vor zehn, fünfzehn Jahren war das ein Nischenthema, heute ist das Angebot in Sachen nachhaltiges Investment stark gewachsen. Aber eben noch nicht genug.

Ist Greenwashing dabei ein großes Problem?
Inzwischen eigentlich nicht mehr so, da hat uns die EU-Regulierung mit ihren relativ klaren Vorschriften geholfen – beispielsweise die seit März 2021 bestehende Offenlegungspflicht der Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeitsstrategie oder seit 2022 die EU-Taxonomieverordnung, die Nachhaltigkeit klassifiziert. Auch wird Nachhaltigkeit mehr und mehr zu einem Teil des Risikomanagements in der Finanzwirtschaft. 

Wie legen Sie persönlich Ihr Geld an?
Als wir vor 15 Jahren Kinder bekommen haben, haben mein Mann und ich einen konventionellen und einen nachhaltigen Fonds gekauft. Heute steht der nachhaltige Fonds deutlich besser da als der konventionelle! Unsere persönliche Erfahrung deckt sich mit einer Metastudie der Universität Hamburg, die besagt, dass Nachhaltigkeitsfonds mittel- und langfristig mindestens genauso gewinnträchtig sind wie konventionelle – denn sie stellen sich den Risiken offener und beziehen zum Beispiel mögliche Folgen ihrer Investitionen auf die Umwelt und auf die Menschen besser ein. Heute haben wir unsere Anlagestrategie komplett auf nachhaltig umgestellt.

Das Gespräch führte Barbara Erbe.

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erschienen in Ausgabe 2 / 2024: Von Fahrrad bis Containerschiff
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