„Wanted! Dead or alive.“ Solche Aufrufe kennt der Mitteleuropäer nur aus amerikanischen Westernserien und hält sie für Relikte einer fernen Vergangenheit. Doch „God’s own country“ beweist, wie nützlich sie weiterhin sind: Im Krieg gegen den Terror loben die USA Kopfgelder aus, um echte oder vermeintliche Bösewichter auszuschalten – so wie ja auch Folter und Lynchjustiz wieder anerkannte Instrumente ihrer Politik sind. Natürlich in moderner, zivilisierter Form: Heute werden Schurken nicht mehr an Bäumen aufgeknüpft, sondern mit ferngesteuerten Raketen abgeschossen. Die Kopfgelder auf der Liste der amerikanischen Bundespolizei FBI mit den meistgesuchten Terroristen reichen von kläglichen 250.000 Dollar für einen radikalen Veganer, der in Kalifornien ein Biotech-Labor in die Luft gesprengt hat, bis zu 25 Millionen Dollar für Aiman al-Zawahiri, der Nummer zwei von al-Qaida.
Doch die Bösen schlafen nicht. Unlängst soll ein aus Pakistan stammender britischer Lord zehn Millionen Pfund Kopfgeld auf US-Präsident Barack Obama ausgesetzt haben. Der Lord bestreitet das, ist aber aus seiner Partei geflogen. Unbestritten ist, dass radikale Islamisten in Somalia Kopfgelder auf Obama und seine Außenministerin Hillary Clinton ausgesetzt haben. Allerdings in ganz unzivilisierter Art: Man zahlt in Naturalien. Zehn Kamele soll bekommen, wer Hinweise zur Ergreifung des mächtigsten Mannes der Welt gibt. Was er davon halte, wurde ein amerikanischer Diplomat in Mogadischu gefragt. „Absurd“, antwortete er. Offen blieb, ob er das Angebot an sich meinte oder nur den Preis: Zehn Kamele, kaum mehr als 5000 Dollar, für den Präsidenten! Frau Clinton ist den Bärtigen am Horn von Afrika gerade einmal zehn Hühner und zehn Hähne wert. Haben wir aufgeklärten Westler nicht schon immer gewusst, dass im Orient ein Menschenleben nichts zählt?
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