Missverständnisse im Nord-Süd-Dialog

Missverständnisse im Nord-Süd-Dialog

Die Vereinte Evangelische Mission evaluiert ihre Partnerschaftsarbeit

Die Vereinte Evangelische Mission (VEM) will ihre Strukturen reformieren und unter anderem die Betreuung ihrer Partnerschaftsarbeit verbessern. Das hat auch eine hausinterne Evaluation empfohlen. Die Mitgliederversammlung im Juni auf Borkum folgte den Vorschlägen jedoch nur teilweise.

Während der vierjährigen Evaluierung wurden auf Regionalkonferenzen in Afrika, Asien und Deutschland die Erfahrungen aus den Mitgliedskirchen gesammelt und zu Berichten zusammengefasst. Die Mängel in den Partnerschaftsbeziehungen werden in den einzelnen Berichten offen angesprochen. So ist im Bericht aus Afrika von „andauernden Missverständnissen“ und „Interessenkonflikten“ die Rede. Diese träten auf, sobald die Ziele einer Partnerschaft nicht klar benannt werden: „Die Partner aus dem Süden stellen die falschen Fragen und die Partner aus dem Norden leiten am Ende die falschen Programme ein.“ Im asiatischen Bericht heißt es: „In der Realität sind Partnerschaftsbeziehungen zwischen Nord und Süd immer noch auf dem Level von ‚Eltern’ und ‚Tochter’“. Die Autoren des deutschen Berichts beklagen einen Mangel an Transparenz, wer Zusammenfür Partnerschaften in südlichen Kirchen zuständig ist.

60 der rund 100 Gemeinde-Partnerschaften zwischen VEM-Kirchen im Norden und im Süden bestehen laut dem zusammenfassenden Abschlussbericht „Partnerschaften in der Vereinten Evangelischen Mission“ seit mehr als 20 Jahren. Zu ihren Stärken zählen demnach die gegenseitigen Besuche und Begegnungen , die zu einem tiefen Verständnis der jeweils anderen geführt hätten und die zum Bewusstsein auf Gemeindeebene beitrügen, gemeinsam zur weltweiten Kirche zu gehören.

Zur Qualifizierung der Partnerschaften hält das Autorenteam ein breit angelegtes Trainingsprogramm für nötig, um Schwächen wie Projektabhängigkeit und Kommunikationsmängel zu begegnen. Dafür sollten im kommenden Haushaltsjahr finanzielle Mittel eingeplant sowie Schulungen zur Projektplanung, zum interkulturellen Lernen und zur Verbesserung der englischen Sprachfähigkeit vorgesehen werden.

Die Versammlung der VEM-Mitgliedskirchen aber hat ihrem neuen Leitungsgremium entgegen dieser Empfehlung nur eine einzige finanzielle Vorgabe gemacht: Im Budget 2009 werden 20.000 Euro zur Förderung von Süd-Süd- Partnerschaften zur Verfügung stehen. Über weitere finanzielle Schritte solle der neue Rat selbst entscheiden. Die Mitgliederversammlung entschied darüber hinaus, dass künftig die drei stellvertretenden Gebietsreferenten für die Koordination der Partnerschaften zuständig sein werden. Die Stelle des bisherigen Partnerschaftsbeauftragten wurde abgeschafft. Die Mitgliedskirchen sind außerdem aufgefordert, Ansprechpartner zu benennen, die Partnerschaftsgruppen beraten können.

Der bisherige Partnerschaftsbeauftragte Michael Brandt zeigte sich von diesem Ergebnis zwar „etwas enttäuscht“, äußerte aber auch Verständnis. Angesichts der weiteren Umstrukturierungen bei der VEM kämen die ambitionierten Forderungen der Evaluierung zu einem ungünstigen Zeitpunkt. So haben die 34 Mitglieder unter anderem beschlossen, einen neuen Arbeitsbereich „Diakonie“ einzuführen, um die Projektarbeit der Kirchengemeinschaft zu stärken.

Dennoch besteht die Aussicht, dass dem neuen Rat künftig mehr Geld für die Verbesserung der Partnerschaftsarbeit zur Verfügung steht. Denn zur Finanzierung der neuen Aufgaben hat die Mitgliederversammlung unter anderem die Zahl der Mitglieder im VEM-Rat halbiert. Jede Region entsendet jetzt nur noch vier statt acht Personen in das Leitungsgremium. Hinzu kommt eine Jugendvertreterin und die Moderatorin. In diesem Amt löst die Bethel-Diakonin Regine Buschmann den namibischen Bischof Zephania Kameeta ab. In Folge der Neustrukturierung erwartet die VEM Einsparungen in Höhe von rund einer Million Euro bis zum Jahr 2012.

Die VEM ist 1996 aus der Rheinischen Mission, der Zaire-Mission und der Bethel-Mission hervorgegangen und hat ihren Sitz in Wuppertal. Interkulturelle Begegnungen gehören zu ihren Programmschwerpunkten.

Bettina Stang

welt-sichten 7-2008

 

erschienen in Ausgabe 7 / 2008: Schlachtfeld Afrika
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