Der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) meldet einen traurigen Rekord: Die Zahl der Menschen, die vor Kriegen, Konflikten, Verfolgung oder schweren Menschenrechtsverletzungen fliehen mussten, hat im Mai 2023 laut seinem neuen Weltflüchtlingsbericht etwa 110 Millionen erreicht. Davon hatten 35,3 Millionen auf der Suche nach Schutz eine Staatsgrenze überquert, waren also ins Ausland geflohen; weitere etwa 62,5 Millionen waren innerhalb ihrer Heimatländer vertrieben. Die größte Gruppe bilden mit 6,5 Millionen Menschen Kriegsopfer aus Syrien, gefolgt von je 5,7 Millionen aus der Ukraine und aus Afghanistan. Mitgerechnet sind auch 5,9 Millionen Palästinenserinnen und Palästinenser, etwa in Jordanien, die infolge lange zurückliegender Flucht von einer speziellen UN-Agentur betreut werden.
Der Anstieg der Zahlen geht vor allem auf den Krieg in der Ukraine zurück. Der hat 2022 die schnellste Bewegung von Flüchtlingen seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst, betonen die Autoren. Hinzu kommen jetzt neu begonnene Kämpfe besonders im Sudan, erklärt der UN-Hochkommissar Filippo Grandi. Um Vertriebenen dauerhaft zu helfen, gilt es vor allem, Kriege und Konflikte beizulegen, so dass Geflüchtete freiwillig in ihre Heimat zurückkehren können, heißt es im Bericht.
Das Land, das mit 3,6 Millionen die meisten Menschen auf der Flucht beherbergt, ist laut UNHCR-Bericht die Türkei, gefolgt vom Iran mit 3,4 Millionen und von Kolumbien mit 2,5 Millionen Menschen. Deutschland rangiert mit 2,1 Millionen auf Platz 4. Insgesamt lebten die meisten Geflüchteten, nämlich gut drei Viertel, nicht in wohlhabenden Ländern, sondern vor allem in solchen mit niedrigem und mittlerem Pro-Kopf-Einkommen. Die 46 am wenigsten entwickelten Länder, deren Bruttoinlandsprodukt an der Weltwirtschaft einen Anteil von unter 1,3 Prozent beträgt, hätten über ein Fünftel aller Vertriebenen aufgenommen. 70 Prozent der ins Ausland Geflohenen lebten in einem Nachbarstaat ihres Herkunftslandes.
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