Armen Menschen Finanzdienstleitungen wie Kleinstkredite zugänglich zu machen, galt lange als Königsweg der Armutsbekämpfung. Doch die Erwartungen an das Instrument sind überzogen, findet eine neue Studie. Darin untersucht das Südwind-Institut in Bonn, welche Wirkungen sich nachweisen lassen, und nennt Kriterien, unter welchen Bedingungen welche Mikrofinanz-Angebote sinnvoll sind oder nicht. Der Investitionszweig der GLS-Bank Bochum hat die Studie in Auftrag gegeben; er bietet Anlegern nachhaltige Fonds an, darunter einen Mikrofinanzfonds.
Die Studie stellt fest: Die Wirkungsforschung könne weder wirtschaftliche noch soziale Verbesserungen noch die Stärkung von Frauen als allgemeine Effekte von Mikrofinanz-Angeboten nachweisen. Oft hätten eher begleitende Angebote wie Beratung Verbesserungen bewirkt. Was Mikrofinanz-Angebote nutzen oder auch schaden – Kredite können etwa Überschuldung begünstigen –, hänge stark von lokalen Umständen und der genauen Ausgestaltung ab. Zudem, so die Studie, umfassen diese Angebote ganz verschiedene Produkte wie Überweisungsdienste, Sparprogramme, Kredite und Versicherungen. Für die ersten beiden könne man nachweisen, dass sie Haushalten helfen, Krisen zu bewältigen, während Kredite das größte Risiko mitbringen, zu schaden statt zu nutzen.
Es ist danach falsch, einfach anzunehmen, dass mehr Finanzangebote fast automatisch zu weniger Armut führen. Aber sie könnten durchaus nutzen. Das Südwind-Institut nennt einige Kriterien, in welche Mikrofinanz-Institute im Süden man ethisch investieren könne. So sollten diese Institute nicht nur Kredite, sondern auch Sparkonten und Geldtransfers bewerben und Standards bei Transparenz und Kundenschutz erfüllen. Sie dürften nicht ein bestehendes Überangebot von Kleinkrediten noch vergrößern wie in Kambodscha und keine übermäßigen Gewinne erzielen.
Neuen Kommentar hinzufügen