„Ich habe die Wahl als Transgender-Person gewonnen“

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Nazrul Islam Ritu ist stolz darauf, dass sie die Wahlen zur Bezirksregierung in ihrem Heimatort Jhenaidah als Transgender-Person gewonnen hat.
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Nazrul Islam Ritu ist die erste Transperson in Bangladesch, die in einen Unionsrat und damit in eine Regionalregierung gewählt wurde.

Nazrul Islam Ritu trägt einen rot-weißen Seidensari, etwas Schmuck und dezentes Makeup, als sie ihre Aufwartung beim Internationalen Frauenfest in Dhaka macht. Hier will Ritu, die mit dem Pronomen „sie“ bezeichnet werden möchte, mit den Anwesenden feiern, was Frauen, Mädchen und nichtbinäre Personen bisher erreicht haben - und darauf blicken, welche Hindernisse es auf dem Weg zu deren Akzeptanz noch zu überwinden gilt. Die heute 44-Jährige hat selbst allerhand durchgemacht, bevor sie da ankam, wo sie heute steht. 

In ihrem Heimatdorf Trilochanpur im Bezirk Jhenaidah schlug ihr schon früh die Verachtung der Dorfbewohner entgegen. Als Zehnjährige riss sie deswegen aus und schlug sich ganz allein mit dem Bus zu ihrem Bruder in der über 100 km entfernten Hauptstadt Dhaka durch. Ihr Bruder erzählte ihr von einer Transgender-Gemeinschaft im Osten Dhakas, in der sie schließlich unterkam. Die dortige Guru-Mutter, Dipali, nahm sie unter ihre Fittiche. „Ich lernte tanzen und singen, und wann immer irgendwo eine Hochzeit oder eine Geburt gefeiert wurde, trat unsere Gruppe dort auf – damit verdienten wir unser Geld, und ich mehrte meine Ersparnisse.“ 

In dieser Gemeinschaft verbrachte Ritu viele Jahre, aber sie sehnte sich auch immer nach ihrer Familie zurück, die sie trotz aller Ablehnung, regelmäßig besuchte. Als sie Ende 20 war und allerhand Geld angespart hatte, zog sie nach Trilochanpur zurück und trat dort als Wohltäterin in Aktion: Siebezahlte zum Beispiel die Reparatur einer örtlichen Wasserleitung und beteiligte sich an den Kosten für den Straßenbau, aber sie gab auch Geld an arme Familien, die sich für ihre Töchter keine Mitgift leisten konnten, und spendete für Tempel und Moscheen. „Mit einem Mal sahen die Dorfbewohner mich in einem anderen Licht. Sie begannen mich zu mögen und schlugen mir vor, bei den Wahlen zum Unionsrat und damit zur Regionalregierung anzutreten.“ 

2020 beschloss Ritu dann, als unabhängige Kandidatin anzutreten. Sie versprach, vor allem Korruption und Drogenhandel zu bekämpfen – und gewann mit doppelt so vielen Stimmen wie ihr Gegenkandidat von der regierenden Awami-Liga. 

Ritu ist überzeugt, dass die Menschen ihr vertrauten, weil sie schon viel Gutes getan hatte, „und weil ich keine Familie, keine Kinder und keine großen Häuser oder Autos habe, die ich unterhalten muss. Ich brauche kein Geld – was immer ich tue, tue ich für das Dorf.“ Heute sei der Bezirk frei von Korruption, berichtet sie stolz und glücklich darüber, dass die Dorfbewohner und auch ihre Familie sie endlich schätzen und akzeptieren, so wie sie ist. 

Seit einem Jahrzehnt haben die rund 1,5 Millionen Menschen Transgender-Personen in Bangladesch offiziell das Recht, sich als eigenes Geschlecht verzeichnen zu lassen; seit fünf Jahren können sie sich auch bei Wahlen als Transgender registrieren. 

„Ich habe die Wahl als Transgender-Person gewonnen, jetzt möchte ich für den Rest meines Lebens den Menschen meiner Region dienen.“

Aus dem Englischen von Barbara Erbe. 

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