Bei der Stadtplanung an Frauen denken

Gleichberechtigung
Bei der Stadtplanung werden die Bedürfnisse von Frauen selten mitgedacht. Das sollte sich ändern und würde für alle das Leben in Städten verbessern, besagt eine neue Studie. 

Ob New York, Neu Dehli oder Lagos: Wer als Frau abends öffentliche Verkehrsmittel nutzt oder durch schlecht beleuchtete Straßen läuft, fühlt sich unsicher und hat Angst, sexuell belästigt oder Opfer von Gewalt zu werden. Dass dies nicht nur eine subjektive Wahrnehmung, sondern vielerorts eine reale Gefahr ist, bestätigt die Studie „Cities Alive – Designing Cities that work for women“ von dem Ingenieur-Büro Arup, dem UN-Entwicklungsprogramm UNDP sowie der Universität Liverpool.

Für die Studie wurden rund 700 Frauen und Mädchen in 20 Ländern in Nord wie Süd befragt. Mehr als ein Drittel gab an, sich vor allem in der Dunkelheit auf öffentlichen Plätzen oder im öffentlichen Nahverkehr unsicher zu fühlen – und das leider aus berechtigtem Grund. In Tansania gab mindestens eines von vier befragten Mädchen an, auf dem Weg von oder zur Schule im Bus schon einmal sexuell belästigt worden zu sein. In Jordanien lehnten viele Frauen Jobs in Städten ab und gaben als Grund unter anderem die Belästigung in öffentlichen Verkehrsmitteln an. 

Die Bedürfnisse von Frauen in Städten werden laut den Autorinnen und Autoren in vieler Hinsicht ignoriert. So sind Frauen in Stadtparlamenten oder Chefetagen – also da, wo Wichtiges entschieden wird – deutlich unterrepräsentiert. Toiletten und sanitäre Einrichtungen im öffentlichen Raum sind dreckig oder fehlen, Rückzugsmöglichkeiten zum Stillen von Babys sind in öffentlichen Gebäuden nicht vorgesehen, Frauen haben vor allem im globalen Süden weniger Eigentumsrechte. 

Allerdings lassen sich die Probleme von Frauen in Stadt und Land kaum trennen: Natürlich sind verweigerte Eigentumsrechte auch auf dem Land ein Problem und dass Frauen und Mädchen Trinkwasser von weit her holen müssen, ist in armen Ländern auf dem Land schlimmer als in der Stadt. Dennoch macht die Studie klar, wie stark Städte bisher von Männern geplant und weibliche Bedürfnisse etwa nach Sicherheit oder adäquaten Sanitärräumen vernachlässigt werden – und wie selbstverständlich wir das hinnehmen. 

Lösungen werden noch zu wenig umgesetzt

Die Studie präsentiert auch Lösungsvorschläge, die schon in verschiedenen Städten weltweit umgesetzt wurden. So sollen sowohl im globalen Süden wie auch im Norden verschiedene Initiativen und Projekte Frauen das Leben in den Städten angenehmer machen – von besser einsehbaren Bahnstationen und durchsichtigen Fußgängertunneln in Ecuadors Hauptstadt Quito über Co-Working-Spaces für Frauen im nigerianischen Lagos, Workshops für „grüne Botschafterinnen“ im Senegal bis hin zu Stillräumen für Mütter an der Universität von Pennsylvania oder der Bereitstellung von Binden und Tampons in öffentlichen Gebäuden in Schottland. 

Freilich ist nichts davon wirklich neu, aber es wird noch viel zu wenig angewendet. Die Autoren fordern besonders von Behörden, Stadtplanern, Umwelt-Fachleuten und zivilgesellschaftlichen Gruppen, die Perspektive und Bedürfnisse der Frauen zu beachten und Städte entsprechend zu gestalten. Dies würde für alle die Städte zu einem sichereren, angenehmeren und für den Klimawandel beständigeren Ort machen. Tritt die von den Autoren genannte Prognose ein, dass 2050 fast 70 Prozent der Weltbevölkerung in der Stadt leben werden, dann gibt es viel zu tun. 

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