Millionen Bauern in Entwicklungsländern betreiben Subsistenzlandwirtschaft – das heißt, sie ackern vor allem, um sich selbst und ihre Familie zu ernähren, und nicht, um auf dem Markt ihre Ware zu Geld zu machen. Viele Fachleute sagen, besser wäre, diese Bauern in Wertschöpfungsketten einzubinden, um etwa für einen Lebensmittelkonzern oder eine Supermarktkette zu produzieren. Dann würden sie mehr Geld verdienen, sie würden effizienter und umweltschonender produzieren und zudem eine Menge lernen.
Ist das so? Dieser Frage ist das britische International Institute for Environment and Development (IIED) in einer Studie nachgegangen. Die Autorinnen und Autoren haben Untersuchungen und Berichte zum Thema aus den vergangenen zwanzig Jahren ausgewertet sowie knapp 50 Leute befragt, die Auskunft geben können, darunter Kleinbauern, Vertreter von staatlichen und nichtstaatlichen Entwicklungsorganisationen sowie von Unternehmen aus der Lebensmittelbranche. Ergebnis: Die meisten Erwartungen an die Integration von Kleinbauern in Wertschöpfungsketten werden nur teilweise oder gar nicht erfüllt. Trotzdem ist es richtig, Bauern in Märkte einzubinden, allerdings sollte der Fokus nicht so sehr auf grenzüberschreitende oder gar globale Wertschöpfungsketten liegen.
Laut der Studie erhöhen Programme zur Integration von Kleinbauern in Wertschöpfungsketten deren Einkommen meistens, in der Regel allerdings nur sehr gering. Und meistens profitieren vor allem besser gestellte Bauern davon. Das gilt auch für die sogenannte Vertragslandwirtschaft (contract farming), in der Bauern vertraglich an einen bestimmten Abnehmer gebunden sind und nur für diesen produzieren. Es gibt auch nur schwache Hinweise darauf, dass in Wertschöpfungsketten eingebundene Bauern effizienter und umweltschonender produzieren, heißt es in der Studie.
Die Autorinnen und Autoren kommen aber nicht zu dem Schluss, dass der Ansatz an sich falsch ist. Der Fokus sollte aber stärker auf lokalen und regionalen Märkten liegen, schreiben sie. Laut der Studie ist das auch schon in der Entwicklungspolitik angekommen: Demnach richten sich Programme zur Integration von Kleinbauern in Wertschöpfungsketten zunehmend nicht mehr an die Bauern selbst, sondern an lokale Betriebe zur Verarbeitung von Lebensmitteln und an Zwischenhändler. Diese zu fördern und zugleich Infrastruktur wie Straßen auszubauen, ist nach Ansicht der Autorinnen und Autoren ein vielversprechender Weg, Kleinbauern einen Weg aus der Subsistenz zu bieten, wenn sie das wollen.
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