Bischöfe vermitteln in Panama

picture alliance / Catholic Pres/©VaticanMedia-Foto/CPP / IPA
Da scheint noch alles friedlich: Im Januar 2019 begrüßt José Domingo, Erzbischof von Panama, Papst Franziskus zum Welt­jungendtag in Panama City.
Kirche und Ökumene
Das mittelamerikanische Panama steckt in einer sozialen Krise, deren Ursachen weit zurück reichen. Die katholische Kirche soll helfen, einen nationalen Konsens zu erreichen.

Die Proteste haben sich Anfang Juli an den stark steigenden Preisen für Benzin- und Lebensmittel entzündet. Wie in vielen anderen Ländern machen sich auch in dem kleinen mittelamerikanischen Staat die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie und des Krieges in der Ukraine bemerkbar. Den Unmut in der Bevölkerung konnte die Regierung nicht dämpfen. Erst traten Lehrerinnen und Lehrer in den Streik, dann folgten Bauern, Spediteure und Fischer und schließlich riefen Gewerkschaften und indigene Organisationen dazu auf, sich dem Protest anzuschließen. Mit Straßensperrungen und Kundgebungen legten sie über Wochen das gesamte Land lahm. Bei einigen Demonstrationen kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei. 

Die Proteste hielten selbst dann noch an, als Präsident Laurentino Cortizo vorübergehende Subventionen auf Kraftstoff und einige Lebensmittel ankündigte. Mitte Juli bat er deshalb die katholische Kirche, in einem nationalen Dialog zu vermitteln. Der Erzbischof von Panama, José Domingo Ulloa, erklärte in einer Videobotschaft, man sei bereit zu helfen, den für ein friedliches Zusammenleben notwendigen Konsens zu schaffen. Ulloa bat „alle, die zu diesem Dialog aufgerufen sind, uns die Möglichkeit zu geben, die richtigen Entscheidungen für das Gemeinwohl zu treffen“. Die Menschen verdienten Ehrlichkeit und Respekt von allen Seiten, ohne starre Positionen oder Vorbedingungen, die den Dialog verhinderten, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche in Panama, zu der mehr als vier Fünftel der 4,3 Millionen Einwohner des Landes gehören.

Bürger haben Vertrauen in Politik verloren

Die derzeitige Krise kommt nicht überraschend. Seit längerem mehren sich die Anzeichen, dass die Bürgerinnen und Bürger das Vertrauen in die politischen Institutionen verloren haben. Im Oktober 2019 hatten Studierende im ganzen Land wochenlang gegen einige Verfassungsreformen protestiert, mit denen die Wirtschaft auf Kosten der Armen geschützt werden sollte. 

Auch die Bischöfe betrachten die Entwicklungen schon länger mit Sorge. Bei ihrer Vollversammlung Anfang des Jahres hatten sie die großen Probleme des Landes benannt: Spaltung und Polarisierung der Gesellschaft, Fehlinformationen, Ungerechtigkeit, Korruption, Drogenhandel und Gewalt. Schon damals hatten sie die Regierung aufgerufen, sie solle sich bemühen, das Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen, indem sie das Gemeinwohl in den Mittelpunkt ihrer Politik stelle und Reformen etwa bei Steuern und Sozialversicherungen angehe. 
 

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