Wer, wo, was?

Reinold E. Thiel gestorben

Der Journalist, Redakteur, Filmemacher und Afrikakenner Reinold E. Thiel ist tot. Der Thiel – so wollte er von mir genannt werden, nachdem er mir das Du angeboten hatte – war fünfeinhalb Jahre lang mein Chef beim Magazin „E+Z Entwicklung und Zusammenarbeit“. Keine gar so lange Zeit in einem Berufsleben, aber eine, die mich stark geprägt hat und in der ich sehr viel gelernt habe. Ich habe wenige Journalisten kennengelernt, die so gewissenhaft gearbeitet haben wie der Thiel, die so hohe Ansprüche an den Inhalt und die sprachliche Form ihrer eigenen und die Arbeit anderer hatten. Das war oft fordernd, vor allem in meinem ersten Jahr bei „E+Z“, in dem der Thiel mich, den neuen jungen Kollegen, auf Herz und Nieren geprüft hat. Von Beginn aber habe ich gespürt: Halt dich ran, es lohnt sich. Der Mann wird dir vieles beibringen. Und es hat sich gelohnt.

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Oft haben mich Leute regelrecht bedauert, wenn ich ihnen sagte, der Thiel sei mein Chef. Er galt als rechthaberisch und aufbrausend. Dann habe ich geantwortet: Ihr kennt ihn nicht. Der Thiel war nicht nur ein äußerst gebildeter und fähiger Journalist, sondern auch ein toller, warmherziger Mensch – auf eine Art ehrlich, aufrichtig und loyal, wie ich es selten erlebt habe. Auch das hat mich geprägt.

1992, da war er schon fast 60 Jahre alt, wurde der Thiel Chefredakteur von „E+Z“. Das staatlich finanzierte Magazin hatte bis dahin den Ruf, die „,Brigitte‘ der Entwicklungspolitik“ zu sein. Der Thiel hat eine hoch angesehene und streitbare Fachzeitschrift daraus gemacht. Oft genug wurde er ins Entwicklungsministerium einbestellt, weil er dort mal wieder mit einem kritischen Kommentar angeeckt war.

Bevor er zu „E+Z“ kam, war der Thiel viele Jahre für etliche Arbeitgeber wie die Friedrich-Ebert-Stiftung und die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit im Jemen und vor allem in Afrika tätig, unter anderem in Ghana, dem Sudan und der Zentralafrikanischen Republik. In vielen seiner Projekte dort ging es um Medien wie Radio und Fernsehen. Davor, in den 1960er Jahren, war der Thiel unter anderem Leiter der Filmredaktion beim Westdeutschen Rundfunk in Köln und Mitarbeiter der Zeitschrift „Filmkritik“.

Am 23. April ist Reinold E. Thiel im Alter von 88 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben.

Tillmann Elliesen