„Das Außendepartement der Schweiz (EDA) engagiert sich seit den Anfängen der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit zum Thema Wasser, beispielsweise beim Zugang zu Trinkwasser, sanitärer Grundversorgung und Hygiene oder der nachhaltigen Wasserbewirtschaftung.“ So steht es in den neuen Leitlinien Wasser, die das EDA anlässlich des Weltwasserforums im März in Dakar im Senegal verabschiedet hat. Damit kämen vermehrt alle drei Instrumente der internationalen Zusammenarbeit – die humanitäre Hilfe, die langfristige Entwicklungszusammenarbeit und die Friedensförderung – gleichzeitig zum Einsatz. Um diese Instrumente gut aufeinander abzustimmen, definieren die neuen Leitlinien Prinzipien, Themen und Prioritäten, an denen die Schweizer Zusammenarbeit mit Partnern in der Wasserpolitik künftig ausgerichtet werden sollen.
Zu den Prinzipien gehört unter anderem, dass Kreisläufe berücksichtigt und gute Regierungsführung und Frieden gefördert werden. Die fünf zentralen Themen, an denen sich die Leitlinien gemäß Agenda 2030 orientieren, sind Menschen, Planet, Wohlstand, Frieden, Partnerschaften.
Wasserdiplomatie der Schweiz
„Die Schweiz hat eine große Relevanz beim Thema Wasser. Sie verfügt über eine starke Stimme in der Wasserdiplomatie und -politik und hat entscheidende Innovationen beeinflusst“, sagt François Münger, ehemaliger Chef des Globalprogramms Wasser bei der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA). Münger verweist auf die Blue-Peace-Initiative, die 2010 von der Schweiz ins Leben gerufen wurde und mittlerweile zu einer international anerkannten Bewegung gewachsen ist. Sie soll dazu beitragen, dass Länder ihre Wasserressourcen besser bewirtschaften, um Konflikte zwischen verschiedenen Nutzern (Verbraucher, Energieindustrie, Landwirtschaft) einzudämmen. „Das Engagement im Bereich Wasser und Frieden ist zentral und muss weiter gestärkt werden“, sagt Münger.
Für die Umsetzung der Leitlinien setzt die Schweizer Entwicklungszusammenarbeit auch auf Partnerschaften mit der Privatwirtschaft. Viele NGOs sehen solche Partnerschaften kritisch, besonders wenn Großkonzerne wie Nestlé beteiligt sind. Münger jedoch betont das Potenzial: „Es gibt keine industrielle Produktion, die ohne Wasser auskommt. Daher müssen der Privatsektor und der Agrarsektor gerade bei der Wassereffizienz eingebunden werden.“
Geht es nach Karl Heuberger, dem Themenbeauftragten für Wasser beim Hilfswerk der Evangelisch-reformierten Kirchen Schweiz (HEKS), sollte die Schweiz ihre Rolle selbstkritischer hinterfragen. „Es ist gut, wenn sich die Schweiz für nachhaltige Wasserbewirtschaftung im globalen Süden einsetzt“, sagt Heuberger, „aber wenn Schweizer Unternehmen wie Syngenta gleichzeitig Pestizide nach Brasilien exportieren, die in der EU nicht zugelassen sind, dann ist das problematisch.“
Großer Wasser-Fußabdruck
Ein weiteres Problem sieht Heuberger beim Wasser-Fußabdruck, den die Schweiz ebenfalls großteils exportiert: Rund vier Fünftel des Schweizer Wasserverbrauchs entfallen auf Waren und Dienstleistungen, die aus dem Ausland eingeführt werden. Zum Vergleich: Dieser Wert liegt in den USA bei einem Fünftel und in Italien bei knapp zwei Drittel. Das zu ändern sei zwar nicht vorrangige Aufgabe der Entwicklungszusammenarbeit, sagt Heuberger. „Aber diese Schwierigkeiten müssen trotzdem benannt und in Zusammenhang gesetzt werden.“
Ganz untätig war die Schweiz in dem Bereich jedoch nicht. So war sie maßgeblich an der Entwicklung einer neuen ISO-Norm beteiligt, mit der sich der Wasser-Fußabdruck weltweit nach einheitlichen Kriterien erheben lässt. Ein Programm der DEZA in fünf Ländern Lateinamerikas, das auch in den Leitlinien erwähnt wird, zielt darauf ab, die Wassereffizienz von Unternehmen in ihrer Produktion zu verbessern.
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