Seit der Verabschiedung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (SDGs) im Jahr 2015 versuchen Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft, private Unternehmen dazu zu bringen, in armen Ländern in Bildung, Gesundheit und Infrastruktur zu investieren. Geschehen soll dies auch über „Blended Finance“, das heißt über die „Mischfinanzierung“ nachhaltiger Projekte durch private und öffentliche Investoren. Auf diesem Weg sollten durch gezielte Investitionsanreize aus öffentlicher oder philanthropischer Hand aus Milliarden Billionen werden, so die Hoffnung.
Dass es so weit noch lange nicht ist, bezeugt der Jahresbericht des Unternehmens Convergence, einem Plattform-Anbieter für Blended Finance, auf der Basis von 680 ausgewerteten Blended Finance-Transaktionen. Demnach sind seit 2015 jährlich rund neun Milliarden US-Dollar in Projekte in Entwicklungsländern geflossen – und keinesfalls Billionen. Damit die öffentlich-private Mischfinanzierung ihr Potential ausschöpfen könne, müsste viel mehr Geld fließen, heißt es in dem Bericht, sowohl von Seiten der öffentlichen Hand als auch bei den privaten Investoren. Der größte Teil der Blended Finance Transaktionen läuft laut Bericht über (Private Equity-) Fonds, die häufigste Zielregion für Blended Finance-Projekte ist Afrika südlich der Sahara. Investiert wurde vor allem in die Agrarindustrie.
Frage nach dem Nutzen und den Nachhaltigkeitszielen wird nicht gestellt
Für die meisten privaten Investoren sei Blended Finance eine einmalige Sache, nur wenige beteiligten sich mehrmals an mischfinanzierten Projekten – unter ihnen vor allem multilaterale Entwicklungsbanken und Institute zur Entwicklungsfinanzierung. Entwicklungsorganisationen – sowohl staatliche als auch nichtstaatliche – beteiligten sich nur in geringem Ausmaß.
Schließlich beklagt der Bericht, dass auch fehlende Transparenz eine Zunahme von Blended Finance-Projekten behindere. Anders als heute der Fall, müssten die finanziellen Bedingungen offengelegt werden, unter denen Finanzierungsvereinbarungen getroffen und Leistungen erbracht würden.
Was in dem Bericht überhaupt keine Rolle spielt, ist dagegen die Frage, ob und unter welchen Bedingungen öffentliche Gelder den Nachhaltigkeitszielen dienen, wenn sie privatwirtschaftliche Investitionen unterstützen. Dass dem grundsätzlich so ist, gilt als vorausgesetzt.
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