Mehr als zehn Jahre nach dem sprunghaften Anstieg des großflächigen Landerwerbs im Globalen Süden hat die Land Matrix Initiative ihren dritten Analysebericht mit dem Titel „Taking stock of the global land rush“ vorgestellt. Die Investoren, die große Flächen von Land im Globalen Süden aufkaufen, kommen überwiegend aus den USA, Großbritannien und den Niederlanden, aber zunehmend auch aus China, Brasilien und Malaysia. Weltweit haben zwischen 2008 und 2020 Agrarflächen von der Größe Italiens den Besitzer gewechselt – über 33 Millionen Hektar Land.
Die Ergebnisse des Berichts sind ernüchternd. Sie zeigen: Landgrabbing hat wenig Nutzen für die Entwicklung und birgt viele Risiken für Mensch und Umwelt. Zudem werden die Grundsätze von verantwortungsvollem Unternehmertum nur selten eingehalten und betroffene Gemeinden kaum in die Verhandlungen miteinbezogen. Der nicht einvernehmliche und nicht entschädigte Verlust von Land geht oft Hand in Hand mit nur geringen sozioökonomischen Vorteilen – seien es Arbeitsplätze oder Infrastruktur. Jedoch gibt es auch hier regionale Unterschiede. So zeigt der Bericht, dass Landgrabbing in Sub-Sahara Afrika wenig zur Minderung der Armut beiträgt. Anders in einigen Teilen Asiens: Der Verkauf an große Investoren ist für Menschen in Indonesien und Laos durchaus von Vorteil und hilft Kleinbauern dort aus der Armut, heißt es im Bericht – dann nämlich, wenn sie auf den neu entstehenden Palmölplantagen beziehungsweise im Getreidesektor angestellt werden.
Der Bericht, der auch vom GIGA-Institut in Hamburg mitgetragen wird, zeigt, dass „Business as usual“ weiterhin Regenwälder, natürliche Lebensräume und die Artenvielfalt an den landwirtschaftlichen Grenzen des Amazonas, Südostasiens und des Kongobeckens zerstört. Weiter formulieren die Autorinnen und Autoren, was sich politisch verändern muss, um sicherzustellen, dass Landrechte geschützt werden, die soziale Entwicklung in den Zielregionen gefördert und die Umwelt respektiert wird. Sie fordern mehr Engagement von Regierungen, um Reformen der Landverwaltung wirksam umzusetzen und die lokale Entwicklung in den Mittelpunkt zu stellen. Hierbei sollte der Fokus auf die Einbeziehung von Kleinbäuerinnen und -bauern liegen. Zusätzlich fordern sie, dass Menschrechts- und Umweltbestimmungen in Investitionsverträgen enthalten sein müssen und der Erwerb von Agrarland transparenter wird.
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