Die Stärke der Studie von Brot für die Welt, Misereor und Powershift ist, dass sie die verschiedenen mit dem Vorrang des Autos verbundenen Probleme im Zusammenhang betrachtet. Die Themen reichen von der Verkehrspolitik und dem Schadstoffausstoß des Verkehrs über das Geschäftsmodell der deutschen Hersteller, die vor allem an großen und schweren SUVs verdienen, bis zu Zerstörungen infolge des Bergbaus im globalen Süden. Das Bindeglied ist der immense Bedarf an Rohstoffen, speziell Metallen, für die Produktion von Autos – auch von elektrisch angetriebenen.
Die meisten Befunde, zum Beispiel über Eisenerz aus Brasilien, Kobaltbergbau in der DR Kongo und Lithiumgewinnung in den Anden, sind zwar nicht neu. Aber die Zusammenstellung ist sehr nützlich und macht anschaulich das Problem klar. Zum Beispiel erfährt man, dass in einem einzigen VW Golf heute 1,6 Kilometer Stromkabel stecken, fast achtmal mehr als vor 40 Jahren. Es wird erklärt, auf welchen Wegen der Autoverkehr subventioniert wird, wie die EU-Handelspolitik Länder im Süden in die Rolle bloßer Rohstofflieferanten drängt und warum Versuche der Konzerne, Material zu sparen und Bezugsquellen zu kontrollieren, nicht ausreichen. Die Beispiele aus den Rohstoff-Lieferländern zeigen: Umweltverschmutzung im Bergbau führt auch zu Menschenrechtsverletzungen – etwa wenn Menschen krank werden oder ihre Lebensgrundlage verlieren, weil Wasser vergiftet oder Anbauflächen ohne angemessene Entschädigung beschlagnahmt werden.
Elektroautos sind laut der Studie nach neuen Berechnungen über ihre gesamte Lebensdauer klimafreundlicher als Verbrenner – selbst wenn man den Bedarf an Metallen einrechnet, darunter speziellen wie Lithium für die Batterie. Aber die Umstellung auf Elektroantriebe erhöhe den Druck, mehr dieser Rohstoffe abzubauen; nachhaltig sei nur, den Verbrauch drastisch zu senken. Dazu müssten die Zahl und die Größe der Autos sinken, Metalle recycelt und andere Formen der Fortbewegung ausgebaut werden. Eine Verkehrswende ist demnach aus umwelt- wie entwicklungspolitischen Gründen unbedingt nötig. Alle Argumente dafür findet man hier gesammelt.
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