Zur Stromgewinnung hat der 2018 fertig gestellte Staudamm "Lower Sesan 2 Damm" riesige Gebiete oberhalb der Mündung der Mekong-Zuflüsse Srepok und Sesan unter Wasser gesetzt. Gebiete, in denen seit Generationen um die 5000 Indigene und Angehörige ethnischer Minderheiten gelebt hatten, die für das Projekt umgesiedelt wurden. Zehntausende weitere Menschen, die ober- und unterhalb des Staudamms von Fischerei, Reisanbau, Wald- oder Landwirtschaft leben, sind ebenfalls gefährdet.
Wie ein Bericht von Human Rights Watch (HRW) hervorhebt, haben weder die kambodschanischen Behörden noch die beteiligten Unternehmen die Geschädigten angemessen für ihre Verluste entschädigt. Stattdessen seien viele Einheimische dazu gezwungen worden, ihre Häuser, ihr Eigentum und auch die Grundlagen für ihren Lebensunterhalt gegen völlig unzureichende Kompensationsleistungen aufzugeben. Einmal umgesiedelt, seien die Menschen bei ihrem Neuanfang völlig auf sich allein gestellt gewesen, ohne funktionierende Infrastruktur und ohne Unterstützung beim Aufbau eines neuen Lebensunterhalts.
Großer ökologischer Schaden - und weniger Stromproduktion als erwartet
Für den Bericht sprach HRW mit über 60 Mitgliedern örtlicher Gemeinschaften sowie Vertretern von Zivilgesellschaft und Wissenschaft. Zudem wertete die Organisation diverse Studien, Wirtschaftsberichte, Erkenntnisse nichtstaatlicher Organisationen und weitere Quellen aus. Daraus ergibt sich auch, dass der Damm großen ökologischen Schaden verursacht und dabei deutlich weniger Strom produziert hat als erwartet. So habe das Betreiberunternehmen China Huaneng immer wieder erklärt, mit Hilfe des Damms würden jährlich 1,998 Gigawattstunden Strom produziert und damit ein Sechstel des in Kambodscha produzierten Stroms. Auf Basis von Steuerzahlen produziere der Damm aber weniger als die Hälfte dieser Menge.
Überdies belegen Studien, dass die Pflanzen, die durch die Überschwemmungen zerfallen, dabei fast so viele Treibhausgase ausstoßen wie ein Gaskraftwerk. Gleichzeitig habe der Damm die Fischwanderung und damit die Fortpflanzung vieler Arten unterbrochen, sodass die Fischbestände des Mekong-Flusses stark geschrumpft sind. Von ihnen leben aber Millionen von Menschen in Kambodscha, Vietnam, Thailand und Laos. Umgesiedelte Dorfbewohner berichten überdies, dass auch ihre Ernten geschrumpft seien. Denn die Böden, die ihnen im Tausch für ihr Land zugewiesen wurden, seien steinig und weniger fruchtbar. Überdies fehlten ihnen die Erträge der Obst- und Nussbäume aus ihren früheren Dörfern sowie die Einnahmen aus Pilzen, Heilkräutern und anderen Produkten, die sie vor Errichtung des Damms im gemeindeeigenen Wald ernteten. Schließlich sei auch das Brunnenwasser in den neu errichteten Siedlungen verschmutzt und nicht trinkbar.
Der Staudamm ist Teil von Chinas Megaprojekt "Neue Seidenstraße" (Belt-and-Road-Initiative). Er wird größtenteils von China finanziert und von einer chinesischen Staatsfirma betrieben.
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