Kein Ersatz für professionellen Journalismus

Kein Ersatz für professionellen Journalismus

Wie Auslandssender mit neuen Technologien umgehen

Von Bärbel Röben

Internet oder Mobilfunk können helfen, staatliche Zensur zu umgehen und die Informationsfreiheit zu stärken. Vertreter großer Auslandssender warnen aber davor, die Möglichkeiten der neuen Medien zu überschätzen.

Auf ihrer Jahrestagung 2008 im niederländischen Hilversum appellierten die fünf öffentlichen Auslandsender aus Großbritannien, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und den USA gemeinsam an Regierungen, „jegliche Praxis einzustellen, die die Rechte der Menschen weltweit behindert, Informationen zu empfangen oder zu vermitteln“. BBC World Service, Deutsche Welle, Radio France International, Radio Netherlands Worldwide und Voice of America nennen in ihrer Resolution aber keine einzelnen Länder als Adressaten der Kritik.

Die Berichterstattung über die Krise in Burma im Herbst 2007 hat deutlich gemacht, wie stark sich die internationale Kommunikation verändert hat und wie die Auslandssender damit umgehen. Von den Protesten gegen die dortige Militärregierung erfuhr die Weltöffentlichkeit vor allem durch Internet-Blogger und Amateurvideos. „Nachdem Burma seine elektronischen Grenzen geschlossen hatte, gab es fast keine Bilder mehr von der Unterdrückung der Demonstranten und keine zuverlässigen unabhängigen Informationen“, sagte Jan Metzger vom ZDF-Heute-Journal auf einer Fachtagung der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Deutschen Welle im Januar in Berlin. Videos, die mit Mobiltelefonen aufgenommen und in alle Welt verschickt werden, seien in einer solchen Lage eine gute Quelle für Auslandsberichte.

Metzger sagte aber auch, dass die neue digitale Öffentlichkeit die alten Medien nicht ersetzen könne. Denn je vielfältiger und undurchsichtiger die Online-Quellen würden, desto wichtiger seien professionelle Journalisten, die Informationen sammeln, auswählen und einordnen.

In Ländern ohne Meinungsfreiheit seien Internetquellen interessante Ergänzungen, hieß es auf der Tagung. Stephen Cole von Al Jazeera English sieht darin aber „keinen ernsthaften Journalismus“. Auch für Christian Gramsch von der Deutschen Welle in Köln ist „Bürgerjournalismus“ lediglich eine Form „vorgegaukelter Demokratie“. Derek Thomson von France24 berichtete, sein Sender durchforste das Web und lasse sich interessante Informationen von den Produzenten bestätigen.

Der Auslandsrundfunk muss aber selbst die neuen technischen Möglichkeiten zur Verbreitung von Informationen nutzen, wenn er künftig seine Zielgruppen weltweit erreichen will. Für den Intendanten der Deutschen Welle, Erik Bettermann, gehören zu einer „Multi-Plattform-Strategie“ die analoge Kurzwelle ebenso wie das über Breitband-Netze abgerufene Video-on-Demand oder Weblogs.

Nicht zuletzt verstärkt der technische Fortschritt auch die Konkurrenz zwischen den Auslandssendern. „Man muss einen Weg finden, anders zu sein“, meint Derek Thomson von France 24. Alexey Nikolov von Russia Today sieht darin kein Problem: Es gebe „Raum für viele unterschiedliche Perspektiven auf die Welt“.

welt-sichten 2/3-2008

  

 

erschienen in Ausgabe 2 / 2008: Pakistan - Staat in der Dauerkrise
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