Um metallische Rohstoffe im und auf dem Meeresboden in bis zu 5000 Metern Tiefe. Dazu gehören Manganknollen auf den Tiefseeebenen sowie Kobaltkrusten an den Hängen von Seebergen. Mit besserer Technologie und angesichts steigender Rohstoffpreise wird die Förderung unter Wasser möglich und rentabel.
Welche Staaten sind beteiligt?
Unter anderem bereitet Deutschland mit Lizenzgebieten im Indischen Ozean und im Pazifik die Förderung vor, teilweise schon mit Gerätetests. Das ist die letzte Stufe vor der kommerziellen Ausbeutung. Auf hoher See sind außerdem Frankreich, Japan, Russland, China, Südkorea und eine Reihe weiterer Staaten dabei. Die Staaten erwerben Lizenzen, die Förderung übernehmen dann private Unternehmen.
Wer vergibt die Lizenzen?
Für die Förderung auf hoher See macht das die Internationale Meeresbodenbehörde, Lizenzen in den Wirtschaftszonen vor Küsten vergeben die dazu berechtigten Staaten. Das sind derzeit vor allem kleine Inselstaaten im Pazifik wie Tonga und die Cookinseln. Von ihnen erhalten die Bergbaukonzerne Förderlizenzen, etwa das kanadische Unternehmen DeepGreen. Die Inselstaaten hoffen, dass sie auf diese Weise in den Bergbau einsteigen und Einnahmen generieren können.
Welche Folgen sind zu befürchten?
Tonnenschwere Geräte werden die oberen Schichten des Meeresbodens abtragen und nach oben auf das Förderschiff pumpen. Der biologisch aktive obere Meeresboden wird komplett zerstört. Das ist wie beim Tagebau an Land nur auf viel größerer Fläche. Der Tagebau im Hambacher Forst, der seit Jahrzehnten betrieben wird, wird am Ende 50 bis 60 Quadratkilometer groß sein. Für die Förderung von Manganknollen hingegen werden mehr als 100 Quadratkilometer veranschlagt – pro Jahr. Bei der Förderung von Kobaltkrusten werden die Hänge der Seeberge zerstört, die als die Oasen der hohen See gelten: Dort kommen die tiefen Meeresströme mit den Nährstoffen an die Oberfläche, und dort sammelt sich das Leben der hohen See. Die Förderung wird zudem Sedimente aufwirbeln, pausenlos Lärm verursachen und möglicherweise auch Schwermetalle aus den Erzen freisetzen. All das könnte der Fischerei vor allem in den Küstenregionen und damit auch der lokalen Bevölkerung schaden.
Was sind die Alternativen zum Tiefseebergbau?
Staaten und die Industrie argumentieren, für eine Energiewende und den Klimaschutz seien die Rohstoffe aus der Tiefsee notwendig. Das ist perfide, denn für den Klimaschutz dürfen nicht die Ökosysteme der Meere zerstört werden. Wir plädieren stattdessen dafür, Rohstoffe sparsamer zu verbrauchen und zu recyclen. Auf keinen Fall sollten wir jetzt damit beginnen, die Fehler des Rohstoffabbaus vom Land in die Tiefsee zu verlagern. Außer ökologischen hätte das auch entwicklungspolitische Schäden zur Folge, etwa die Abhängigkeit der Inselstaaten von den internationalen Bergbaukonzernen.
Das Gespräch führte Tillmann Elliesen.
Neuen Kommentar hinzufügen